#Hyggepost aus Dänemark: Halbzeit im dänischen Sommer
Ein NDR-Beitrag, Stand: 16.08.2025 12:44 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/ndr-text/hyggepost-a ... z-100.html
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag.
Etwa mit Blick auf das, was sich in den vergangenen Wochen Sommer nannte, warum der gar nicht so übel war und was den Charme einer persönlichen Halbjahresbilanz ausmacht.
von Simone Mischke
Was war das für eine fulminante Rückehr des Sommers Mitte dieser Woche!
Morgens schon 19 Grad, im Meer baden, eine laue Sommernacht, endlos draußen sitzen und dann noch dieses regelrechte Sternschnuppen-Feuerwerk am Himmel beobachten. So darf es jetzt gerne bleiben in der zweiten Sommerhälfte! Fast schon erschreckend, diese Zeilen schwarz auf weiß zu lesen, aber so ist es nun mal: Die Hälfte des Sommers ist vorbei.
Regenzeug und Pferdeäppel
Gefühlt - und wohl auch in echt - kamen bislang vor allem zwei Kleidungsstücke zum Einsatz.
Regenmantel und Gummistiefel. Um regelmäßig durch den Matsch auf der circa vier bis fünf Fußballfelder großen Weide zu stiefeln und die Hinterlassenschaften meines Pferdes und die seiner Weidebegleiterinnen einzusammeln.
Auf der anderen Seite - ich habe ein Pferd - also keine wirkliche Beschwerde.
Und auch sonst, wenn ich mal einen Blick in den Rückspiegel werfe:
So ganz verkehrt war dieser Sommer bislang gar nicht.
Eine Halbjahresbilanz - warum nicht?
Ich habe diesen Sommer was ganz verrücktes gemacht. Nämlich eine Bilanz gezogen.
Nicht nur im Hinblick auf den Sommer. Ihr wisst schon:
Das, was man sich in der ach so besinnlichen Vorweihnachtszeit und zwischen den Jahren immer vornimmt.
Auf das Erreichte zu blicken. Zu resümieren. Zu reflektieren.
Nur: wer hat dazu schon Zeit im Gehechel zwischen Job, Familie, Fest organisieren und bis zum Jahreswechsel durcharbeiten? Und das ist dann ja auch ganz schon viel, wenn man sich das ganze Jahr wieder vor Augen führen soll!
Manches klappte, einiges anders als geplant: pyt med det!
In meiner #Hyggepost Anfang Juni habe ich unter anderem darüber geschrieben, was ich diesen Sommer machen will: Wandern auf dem Gendarmenpfad, eine längere Tour SUPen, mit der grenzüberschreitenden Radfähre nach Langballigau fahren.
Nun: Wandern auf dem Gendarmenpfad war ich.
Nicht die Strecke, die ich mir ursprünglich vorgenommen hatte.
Stattdessen war ich auf einem besonders schönen Abschnitt zwischen Skovby und Høruphav.
Habe sogar Pause gemacht vor dem früheren Badehäuschen von Siegfried Lenz.
Nein, ich bin nicht die ganze Strecke gelaufen. Pyt med det !, wie wir in Dänemark sagen - was soll's.
Schön war es trotzdem. Wie ein Mini-Urlaub.
Neues wagen und bewährtes genießen
Und ich habe es auch nicht mit der Radfähre bis nach Langballigau geschafft.
War dafür aber mit einer größeren Gruppe Kindern von der Förde-Schule auf der Fähre, die vor Freude kreischten, als der Kapitän Gas gab und die Gischt über die Reling spritze.
Mit dem SUP habe ich bislang keine längere Tour gemacht. Dafür aber einem Praktikanten zu seiner ersten Tour auf dem Board verholfen. Und, bei Regen zwar, aber trotzdem wunderbare Reittouren durch die königlichen Wälder gemacht. Besonders Spaß machte es natürlich in der Gruppe mit vielen anderen.
Ich habe aber auch Bewährtes genossen.
Mein morgendliches Bad im Meer, ganz oft mit Schweinswalen, die Natur, vieles andere.
Wenn ich das alles jetzt selbst schwarz auf weiß lese:
gar nicht so wenig für einen Sommer, der ja noch nicht vorbei ist, im Gegenteil.
Und wer jetzt meinen Nachbarn vermisst hat - den Mann namens Ove:
Der ist mit seinem Wohnwagen unterwegs. Wohl irgendwo in Südfrankreich, denke ich.
Ich bin mir sicher, dass seine Sommerbilanz auch gar nicht so übel ausfällt.
Hyggepost aus Dänemark
- frische Luft
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Re: Hyggepost aus Dänemark
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
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Re: Hyggepost aus Dänemark
#Hyggepost aus Dänemark: Dänische Gewohnheiten zum Abschauen
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 30.08.2025 17:22 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... n-100.html
Bild und Text-Kopie.
Schleswig-Holstein hat viele gute Seiten. Doch es gibt einige Gewohnheiten, die man aus Dänemark importieren könnte, findet unsere Kolumnistin. Oder eher umgekehrt? Am Ende wohl auch noch beides?!
von Simone Mischke
"Welche dänische Gewohnheit würdest Du dauerhaft in Schleswig-Holstein einführen?" Das wollte mein Kollege Ben kürzlich von mir wissen. Eine sehr gute Frage, sagte ich ihm – bloß hatte ich mir darüber bislang nicht viele Gedanken gemacht. Schließlich habe ich so schnell nicht vor, wieder nach Schleswig-Holstein überzusiedeln.
Die "Pyt med det"-Mentalität
Die Schleswig-Holsteiner sind ja so ganz unentspannt auch nicht, ich weiß. Doch ein bisschen mehr "Pyt med det"-Gewohnheit (sprich: Pütt) in den Alltag zu integrieren könnte nicht schaden. Und schließlich hat das Wort Pyt ja ohnehin quasi schon den Sprung über die Grenze geschafft: Beim Wortwettbewerb der Region Sønderjylland-Schleswig vergangenes Jahr war Pyt eines der Siegerwörter. Also dann: Es ist Montag, es regnet, der Kaffee ist aus, der Bus zu spät: Pyt med det!
Arbeit: Kann weniger mehr sein?
Eine weitere Gewohnheit, die ich in Schleswig-Holstein wert finde zu etablieren, ist der Umgang mit der Arbeit. Ja, die Dänen arbeiten mit im Schnitt mit 37 Stunden pro Woche weniger als die Menschen in vielen anderen Ländern. "Was, noch weniger arbeiten?!", höre ich die Spitzen der Wirtschaft und Politiker verschiedener Couleur toben. "Nein, nein, mehr müsst ihr arbeiten, mehr!" Ich wage mal eine steile These: Es kommt nicht darauf an, wie lange, sondern wie man arbeitet. Wenn man in den 37 Stunden effektiv und produktiv ist, weil die Arbeitsbedingungen stimmen, der Zusammenhalt gut ist und womöglich auch noch die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Technik und Kinderbetreuung stimmen, sind 37 Stunden mehr wert als 40.
Und es hat ja einen Grund, warum die Dänen im Glücksatlas alle Jahre wieder ganz weit oben stehen: Es könnte auch damit zu tun haben, dass nach der Arbeit auch wirklich frei ist. Mit Zeit für die vielen anderen, wichtigen Dinge des Lebens. In meinem Heimatort ist zum Beispiel der Baumarkt samstags ab mittags geschlossen. Ja, stellt euch das mal vor, liebe Landsleute (d/w/m).
Import und Export der Gewohnheiten
Je länger ich über die Eingangsfrage nachdenke, desto mehr dänische Gewohnheiten kommen mir in den Sinn, die man dauerhaft exportieren könnte: Behördengänge digital erledigen, bezahlen ohne Bargeld, Tempolimit. Aber wie sieht es umgekehrt aus, will ich von meinem Nachbarn wissen – dem Mann namens Ove, der auf dem Weg in den Urlaub nach Südfrankreich einen Zwischenstopp in Flensburg machte. "Präzision, die sollte man nach Dänemark importieren!", findet Ove. "Wenn die in der Autowerkstatt sagen, es kostet Summe x, dann kostet es das auch." Und seine Frau Jonna ist begeistert davon, dass man da auch Obst und Gemüse einzeln kaufen kann. "Nicht wie hier in Dänemark gleich ein ganzes Kilo Äpfel, von denen die Hälfte schlecht wird."
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 30.08.2025 17:22 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... n-100.html
Bild und Text-Kopie.
Schleswig-Holstein hat viele gute Seiten. Doch es gibt einige Gewohnheiten, die man aus Dänemark importieren könnte, findet unsere Kolumnistin. Oder eher umgekehrt? Am Ende wohl auch noch beides?!
von Simone Mischke
"Welche dänische Gewohnheit würdest Du dauerhaft in Schleswig-Holstein einführen?" Das wollte mein Kollege Ben kürzlich von mir wissen. Eine sehr gute Frage, sagte ich ihm – bloß hatte ich mir darüber bislang nicht viele Gedanken gemacht. Schließlich habe ich so schnell nicht vor, wieder nach Schleswig-Holstein überzusiedeln.
Die "Pyt med det"-Mentalität
Die Schleswig-Holsteiner sind ja so ganz unentspannt auch nicht, ich weiß. Doch ein bisschen mehr "Pyt med det"-Gewohnheit (sprich: Pütt) in den Alltag zu integrieren könnte nicht schaden. Und schließlich hat das Wort Pyt ja ohnehin quasi schon den Sprung über die Grenze geschafft: Beim Wortwettbewerb der Region Sønderjylland-Schleswig vergangenes Jahr war Pyt eines der Siegerwörter. Also dann: Es ist Montag, es regnet, der Kaffee ist aus, der Bus zu spät: Pyt med det!
Arbeit: Kann weniger mehr sein?
Eine weitere Gewohnheit, die ich in Schleswig-Holstein wert finde zu etablieren, ist der Umgang mit der Arbeit. Ja, die Dänen arbeiten mit im Schnitt mit 37 Stunden pro Woche weniger als die Menschen in vielen anderen Ländern. "Was, noch weniger arbeiten?!", höre ich die Spitzen der Wirtschaft und Politiker verschiedener Couleur toben. "Nein, nein, mehr müsst ihr arbeiten, mehr!" Ich wage mal eine steile These: Es kommt nicht darauf an, wie lange, sondern wie man arbeitet. Wenn man in den 37 Stunden effektiv und produktiv ist, weil die Arbeitsbedingungen stimmen, der Zusammenhalt gut ist und womöglich auch noch die Rahmenbedingungen wie zum Beispiel Technik und Kinderbetreuung stimmen, sind 37 Stunden mehr wert als 40.
Und es hat ja einen Grund, warum die Dänen im Glücksatlas alle Jahre wieder ganz weit oben stehen: Es könnte auch damit zu tun haben, dass nach der Arbeit auch wirklich frei ist. Mit Zeit für die vielen anderen, wichtigen Dinge des Lebens. In meinem Heimatort ist zum Beispiel der Baumarkt samstags ab mittags geschlossen. Ja, stellt euch das mal vor, liebe Landsleute (d/w/m).
Import und Export der Gewohnheiten
Je länger ich über die Eingangsfrage nachdenke, desto mehr dänische Gewohnheiten kommen mir in den Sinn, die man dauerhaft exportieren könnte: Behördengänge digital erledigen, bezahlen ohne Bargeld, Tempolimit. Aber wie sieht es umgekehrt aus, will ich von meinem Nachbarn wissen – dem Mann namens Ove, der auf dem Weg in den Urlaub nach Südfrankreich einen Zwischenstopp in Flensburg machte. "Präzision, die sollte man nach Dänemark importieren!", findet Ove. "Wenn die in der Autowerkstatt sagen, es kostet Summe x, dann kostet es das auch." Und seine Frau Jonna ist begeistert davon, dass man da auch Obst und Gemüse einzeln kaufen kann. "Nicht wie hier in Dänemark gleich ein ganzes Kilo Äpfel, von denen die Hälfte schlecht wird."
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Re: Hyggepost aus Dänemark
#Hyggepost aus Dänemark: Zwischen Wiener Schnitzel und Apfelernte
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 13.09.2025 15:21 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... t-100.html
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag.
Etwa darüber, ob es bei den Herbstgepflogenheiten eher Gemeinsamkeiten oder Unterschiede mit den schleswig-holsteinischen Nachbarn gibt.
von von Simone Mischke
Eine Jahreszeit zwischen den Stühlen ist das momentan, dachte ich kürzlich. Die Blätter der riesigen Kastanienbäume auf meinem Nachhauseweg sind bereits rot-braun in den schönsten Indian-Summer-Tönen gefärbt. Morgens ist es schon herbstlich-frisch, während man die Abende oft noch im Garten genießen kann: Und das Meer ist endlich nicht mehr so arschkalt.
Herbstfreuden sind kulinarische Freuden
Aber, nutzt ja nix: Der Herbst klopft immer lauter an die Tür. Und der hat ja durchaus auch seine schönen Seiten. Allen voran die Apfelernte, die auf beiden Seiten der Grenze in vollem Gang ist. Was für eine Freude, hier bei uns in Sønderjylland die alten Sorten wie den Gravensteiner oder Ingrid-Marie zu ernten, die noch duften wie Äpfel und auch so schmecken!
Backen, bis die Küche dampft
Abgesehen davon, dass es jetzt jeden Tag mindestens einen Apfel gibt - an apple a day, ihr wisst schon - glühen bei uns Herd und Ofen in Dauerschleife. Apfelkuchen in allen Variationen, Mirabellen-Marmelade, Chutneys. Allerdings muss ich zugeben, dass vor allem mein Mann gerade sehr aktiv in der Küche ist. Ich darf einfach nur sitzen. Und essen. Das dürfen auch einige meiner Kollegen. Die freuen sich momentan öfters als üblich über ein Stück Kuchen. Gut für die Seele, gut fürs Betriebsklima. Aber das ist ein anderes Thema.
Ein grenzüberschreitendes Vergnügen
Soweit unterscheiden sich die Herbstgepflogenheiten hier in Sønderjylland nicht wesentlich von denen in Schleswig-Holstein. Allerdings habe ich kürzlich in unserem dänischen Anzeigenblättchen wieder eine kleine grenzüberschreitende Perle entdeckt: "Wienerschnitzel-spisning og sort sol" wurde da annonciert. Zu deutsch: Wiener Schnitzel essen mit schwarzer Sonne. Schwarze Sonne - so nennen wir hier die riesigen Staren-Schwärme, die abends elegante Formationen fliegen und die man jetzt besonders gut zum Beispiel in dem nordfriesischen Örtchen Aventoft unweit der dänischen Grenze beobachten kann.
Video: Luftballett der Stare in Aventoft (3 Min)
kann man sich im o.g. Link ansehen !
Schwarze Sonne und Wiener Schnitzel: Natur und Hygge
Der Bus sammelt zuerst an verschiedenen Stellen in Sønderjylland die Reiselustigen ein. Dann geht’s über die Grenze zunächst nach Aventoft, das Phänomen Starenflug beobachten. Weil frische Luft meist hungrig macht und die Dänen es sich sowieso gerne hyggelig machen, steuert der Bus anschließend den Historischen Krug in Neukirchen an: Schnitzel und Bratkartoffeln essen stehen da auf dem Programm. Danach gibt’s Kaffee und Kuchen, sicherlich auch was Hochprozentiges für den einen oder die andere, bevor der Bus inklusive Guide die fröhliche Runde wieder zurück nach Dänemark fährt. Das Ganze gibt’s für umgerechnet gut 70 Euro.
Für Spargel und Störche in Bussen nach Schleswig-Holstein reisen? Ja, das machen die Dänen auch, das wusste ich.
Dass Stare und Wiener Schnitzel offenbar eine ähnliche Anziehungskraft haben, war mir neu.
Mein Nachbar - der Mann namens Ove - steigt allerdings nicht in den Bus nach Schleswig-Holstein.
"Wir haben die Stare doch vor der Haustür", sagt er.
Natürlich nicht in den riesigen Formationen wie an der Küste Nordfrieslands.
Aber ist es nicht wunderbar, die Wahl zu haben? Entweder Naturschauspiele vor der eigenen Haustür genießen oder ein grenzüberschreitendes Natur und Hygge-Erlebnis.
Das ist das schöne am Grenzland.
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 13.09.2025 15:21 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... t-100.html
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag.
Etwa darüber, ob es bei den Herbstgepflogenheiten eher Gemeinsamkeiten oder Unterschiede mit den schleswig-holsteinischen Nachbarn gibt.
von von Simone Mischke
Eine Jahreszeit zwischen den Stühlen ist das momentan, dachte ich kürzlich. Die Blätter der riesigen Kastanienbäume auf meinem Nachhauseweg sind bereits rot-braun in den schönsten Indian-Summer-Tönen gefärbt. Morgens ist es schon herbstlich-frisch, während man die Abende oft noch im Garten genießen kann: Und das Meer ist endlich nicht mehr so arschkalt.
Herbstfreuden sind kulinarische Freuden
Aber, nutzt ja nix: Der Herbst klopft immer lauter an die Tür. Und der hat ja durchaus auch seine schönen Seiten. Allen voran die Apfelernte, die auf beiden Seiten der Grenze in vollem Gang ist. Was für eine Freude, hier bei uns in Sønderjylland die alten Sorten wie den Gravensteiner oder Ingrid-Marie zu ernten, die noch duften wie Äpfel und auch so schmecken!
Backen, bis die Küche dampft
Abgesehen davon, dass es jetzt jeden Tag mindestens einen Apfel gibt - an apple a day, ihr wisst schon - glühen bei uns Herd und Ofen in Dauerschleife. Apfelkuchen in allen Variationen, Mirabellen-Marmelade, Chutneys. Allerdings muss ich zugeben, dass vor allem mein Mann gerade sehr aktiv in der Küche ist. Ich darf einfach nur sitzen. Und essen. Das dürfen auch einige meiner Kollegen. Die freuen sich momentan öfters als üblich über ein Stück Kuchen. Gut für die Seele, gut fürs Betriebsklima. Aber das ist ein anderes Thema.
Ein grenzüberschreitendes Vergnügen
Soweit unterscheiden sich die Herbstgepflogenheiten hier in Sønderjylland nicht wesentlich von denen in Schleswig-Holstein. Allerdings habe ich kürzlich in unserem dänischen Anzeigenblättchen wieder eine kleine grenzüberschreitende Perle entdeckt: "Wienerschnitzel-spisning og sort sol" wurde da annonciert. Zu deutsch: Wiener Schnitzel essen mit schwarzer Sonne. Schwarze Sonne - so nennen wir hier die riesigen Staren-Schwärme, die abends elegante Formationen fliegen und die man jetzt besonders gut zum Beispiel in dem nordfriesischen Örtchen Aventoft unweit der dänischen Grenze beobachten kann.
Video: Luftballett der Stare in Aventoft (3 Min)
kann man sich im o.g. Link ansehen !
Schwarze Sonne und Wiener Schnitzel: Natur und Hygge
Der Bus sammelt zuerst an verschiedenen Stellen in Sønderjylland die Reiselustigen ein. Dann geht’s über die Grenze zunächst nach Aventoft, das Phänomen Starenflug beobachten. Weil frische Luft meist hungrig macht und die Dänen es sich sowieso gerne hyggelig machen, steuert der Bus anschließend den Historischen Krug in Neukirchen an: Schnitzel und Bratkartoffeln essen stehen da auf dem Programm. Danach gibt’s Kaffee und Kuchen, sicherlich auch was Hochprozentiges für den einen oder die andere, bevor der Bus inklusive Guide die fröhliche Runde wieder zurück nach Dänemark fährt. Das Ganze gibt’s für umgerechnet gut 70 Euro.
Für Spargel und Störche in Bussen nach Schleswig-Holstein reisen? Ja, das machen die Dänen auch, das wusste ich.
Dass Stare und Wiener Schnitzel offenbar eine ähnliche Anziehungskraft haben, war mir neu.
Mein Nachbar - der Mann namens Ove - steigt allerdings nicht in den Bus nach Schleswig-Holstein.
"Wir haben die Stare doch vor der Haustür", sagt er.
Natürlich nicht in den riesigen Formationen wie an der Küste Nordfrieslands.
Aber ist es nicht wunderbar, die Wahl zu haben? Entweder Naturschauspiele vor der eigenen Haustür genießen oder ein grenzüberschreitendes Natur und Hygge-Erlebnis.
Das ist das schöne am Grenzland.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
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... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
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Re: Hyggepost aus Dänemark
#Hyggepost aus Dänemark: Warum es Fensterputzer hier im Abo gibt
Ein NDR-Beitrag, Stand: 27.09.2025 14:58 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/ndr-text/hyggepost-a ... r-100.html
Bild und Text-Kopie.
Unsere Kolumnistin lebt in Süddänemark und schreibt über ihren Alltag.
Dieses Mal geht es um den besonderen Umgang der Dänen mit dem Fensterputz und Mitleid mit eingeschweißten Gurken.
von Simone Mischke
Kennt ihr das auch? Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, ihr schaut aus dem Fenster und dann - oha. Norddeutsche Panikattacke; die sich nicht wesentlich von der süddänischen unterscheidet: Die Fenster müssten dringend mal geputzt werden! Nun gibt es durchaus mehr als eine Option: Hinsehen und schnell wieder wegsehen, eilig den Putzeimer und -lappen holen, um sich an einem streifenfreien Glanz der zahlreichen Fenster zu verheben oder aber jemanden fragen, der sich damit auskennt. Einen Profifensterputzer!
Alltag in Dänemark: Gehirn freut sich über Neues
Man soll ja regelmäßig etwas Neues ausprobieren und lernen. Das ist gut fürs Gehirn. Wenn man in ein anderes Land ausgewandert ist, passiert das automatisch. Auch nach fünf Jahren lerne ich ständig dazu: Interessantes, Nützliches, Verblüffendes, die Liste ist lang. Was ich kürzlich über das professionelle Fensterputzen lernen durfte, passt in alle drei der genannten Kategorien.
Ich tippe also "Vinduespudser Sønderjylland" in die Suchmaschine – "Fensterputzer Sønderjylland".
Das waren übrigens, wann immer ich die Profiputzer mal in der Nachbarschaft sah, immer Männer.
Ich bin erstaunt über die Preise: ab 100 Kronen, umgerechnet gut 13 Euro.
Ja, für ein Fenster oder was?! Ich frage bei einer Firma nach:
Für umgerechnet gut 26 Euro wollen die einmal komplett alle Fenster putzen, teilen sie mir per SMS mit.
Fenster putzen? Nur im Abo!
Und noch während ich zwischen Verwunderung – was, so günstig, ob das etwas taugt? – und Freude schwanke – Hurra, jetzt wird’s endlich was mit den Fenstern! – ploppt eine weitere SMS bei mir auf. Wie oft die Fenster denn geputzt werden sollen, werde ich gefragt. Naja, einmal, antworte ich. Die Firma schreibt zurück: Wir kommen entweder alle vier oder alle acht Wochen! Auf meine Antwort, ich würde gerne erst mal sehen, wie gearbeitet wird, bevor ich mich verpflichte, kriegte ich ein dänisch-pragmatsiches "kann man nichts machen". Doch, lieber Fensterputzer, das kann man: Nämlich erst mal wie gewohnt selbst den Putzlappen in die Hand nehmen.
"Ja, sie wollen immer regelmäßig vorbeikommen", erklärt mir mein Nachbar – der Mann namens Ove – das Phänomen. Inzwischen weiß ich aber auch, dass ein Fensterputz-Abo in Dänemark nicht zu vergleichen ist mit einem Mobilfunk-Vertrag in Deutschland, an den man ewig geknebelt ist:
Es reicht, den Profi-Putzern mitzuteilen, dass Schluss ist mit dem Abo.
Vom Durchblick zum Plastik
Der Durchblick durch die Fenster muss jetzt erst mal noch warten. Der aber bringt mich eine Alltagsbeobachtung, bei der mir der Durchblick ebenfalls fehlt und der mich immer wieder irritiert: Das in Plastik eingeschweißte Obst und Gemüse im Supermarkt. Möhren, Kartoffeln, Äpfel, Gurken: Alles in Plastik verpackt, teils in großen Mengen. Das ärgert auch Oves Frau Jonna: "Warum kann man das nicht alles einzeln kaufen, so wie in Deutschland? Dann muss man auch nicht so viel wegschmeißen", sagt sie.
KI kann nicht einkaufen
Interessant ist: Befragt man dazu die Suchmaschine, versucht einen die künstliche Intelligenz (KI) für dumm zu verkaufen. Nein, in Dänemark ist nicht alles in Plastik eingeschweißt, heißt es in einer Zusammenfassung. Ok, nun kann eine KI auch nicht einkaufen. Weiter steht da, Dänemark habe ein detailliertes Mülltrennungssystem. Ja, das stimmt. Man kann sich aber fragen, was sinnvoller ist: Müll, vor allem Plastik, gar nicht erst herzustellen oder am Ende den ganzen Kram zu trennen. Und weg ist Plastik damit ja leider auch noch lange nicht.
Wie lange muss so eine arme Gurke haltbar sein?
Taucht man weiter in die Thematik ein, findet man diverse Erklärungen, warum es etwa für die Gurke besser ist, wenn sie in Plastik eingeschweißt ist: Sie verliere u.a. weniger Wasser und sei länger haltbar. Und das sei ja besser, als die Gurke wegschmeißen zu müssen. Ja, wie lange soll so eine arme Gurke denn haltbar sein müssen? Bei uns wird die gekauft und verarbeitet. Essen wegschmeißen ist Mist. Doch eine Gurke verrottet – Plastik nicht. Das ist auch in paar hundert Jahren noch da.
Man kann nicht immer alles richtig machen. Aber wir haben als Verbraucher auf beiden Seiten der Grenze die Wahl: das in Plastik eingeschweißte Zeug müssen wir nicht kaufen. In Flensburger Läden zum Beispiel sehe ich kaum noch eingeschweißte Gurken. Vielleicht lassen irgendwann ja auch dänische Produzenten den Blödsinn sein.
Und die Fenster? Inzwischen habe ich eine Firma gefunden, die auch auf Zuruf putzt. Das ist das Schöne an Dänemark: Am Ende findet sich alles dann doch. Irgendwie.
Ein NDR-Beitrag, Stand: 27.09.2025 14:58 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/ndr-text/hyggepost-a ... r-100.html
Bild und Text-Kopie.
Unsere Kolumnistin lebt in Süddänemark und schreibt über ihren Alltag.
Dieses Mal geht es um den besonderen Umgang der Dänen mit dem Fensterputz und Mitleid mit eingeschweißten Gurken.
von Simone Mischke
Kennt ihr das auch? Die Sonne strahlt vom blauen Himmel, ihr schaut aus dem Fenster und dann - oha. Norddeutsche Panikattacke; die sich nicht wesentlich von der süddänischen unterscheidet: Die Fenster müssten dringend mal geputzt werden! Nun gibt es durchaus mehr als eine Option: Hinsehen und schnell wieder wegsehen, eilig den Putzeimer und -lappen holen, um sich an einem streifenfreien Glanz der zahlreichen Fenster zu verheben oder aber jemanden fragen, der sich damit auskennt. Einen Profifensterputzer!
Alltag in Dänemark: Gehirn freut sich über Neues
Man soll ja regelmäßig etwas Neues ausprobieren und lernen. Das ist gut fürs Gehirn. Wenn man in ein anderes Land ausgewandert ist, passiert das automatisch. Auch nach fünf Jahren lerne ich ständig dazu: Interessantes, Nützliches, Verblüffendes, die Liste ist lang. Was ich kürzlich über das professionelle Fensterputzen lernen durfte, passt in alle drei der genannten Kategorien.
Ich tippe also "Vinduespudser Sønderjylland" in die Suchmaschine – "Fensterputzer Sønderjylland".
Das waren übrigens, wann immer ich die Profiputzer mal in der Nachbarschaft sah, immer Männer.
Ich bin erstaunt über die Preise: ab 100 Kronen, umgerechnet gut 13 Euro.
Ja, für ein Fenster oder was?! Ich frage bei einer Firma nach:
Für umgerechnet gut 26 Euro wollen die einmal komplett alle Fenster putzen, teilen sie mir per SMS mit.
Fenster putzen? Nur im Abo!
Und noch während ich zwischen Verwunderung – was, so günstig, ob das etwas taugt? – und Freude schwanke – Hurra, jetzt wird’s endlich was mit den Fenstern! – ploppt eine weitere SMS bei mir auf. Wie oft die Fenster denn geputzt werden sollen, werde ich gefragt. Naja, einmal, antworte ich. Die Firma schreibt zurück: Wir kommen entweder alle vier oder alle acht Wochen! Auf meine Antwort, ich würde gerne erst mal sehen, wie gearbeitet wird, bevor ich mich verpflichte, kriegte ich ein dänisch-pragmatsiches "kann man nichts machen". Doch, lieber Fensterputzer, das kann man: Nämlich erst mal wie gewohnt selbst den Putzlappen in die Hand nehmen.
"Ja, sie wollen immer regelmäßig vorbeikommen", erklärt mir mein Nachbar – der Mann namens Ove – das Phänomen. Inzwischen weiß ich aber auch, dass ein Fensterputz-Abo in Dänemark nicht zu vergleichen ist mit einem Mobilfunk-Vertrag in Deutschland, an den man ewig geknebelt ist:
Es reicht, den Profi-Putzern mitzuteilen, dass Schluss ist mit dem Abo.
Vom Durchblick zum Plastik
Der Durchblick durch die Fenster muss jetzt erst mal noch warten. Der aber bringt mich eine Alltagsbeobachtung, bei der mir der Durchblick ebenfalls fehlt und der mich immer wieder irritiert: Das in Plastik eingeschweißte Obst und Gemüse im Supermarkt. Möhren, Kartoffeln, Äpfel, Gurken: Alles in Plastik verpackt, teils in großen Mengen. Das ärgert auch Oves Frau Jonna: "Warum kann man das nicht alles einzeln kaufen, so wie in Deutschland? Dann muss man auch nicht so viel wegschmeißen", sagt sie.
KI kann nicht einkaufen
Interessant ist: Befragt man dazu die Suchmaschine, versucht einen die künstliche Intelligenz (KI) für dumm zu verkaufen. Nein, in Dänemark ist nicht alles in Plastik eingeschweißt, heißt es in einer Zusammenfassung. Ok, nun kann eine KI auch nicht einkaufen. Weiter steht da, Dänemark habe ein detailliertes Mülltrennungssystem. Ja, das stimmt. Man kann sich aber fragen, was sinnvoller ist: Müll, vor allem Plastik, gar nicht erst herzustellen oder am Ende den ganzen Kram zu trennen. Und weg ist Plastik damit ja leider auch noch lange nicht.
Wie lange muss so eine arme Gurke haltbar sein?
Taucht man weiter in die Thematik ein, findet man diverse Erklärungen, warum es etwa für die Gurke besser ist, wenn sie in Plastik eingeschweißt ist: Sie verliere u.a. weniger Wasser und sei länger haltbar. Und das sei ja besser, als die Gurke wegschmeißen zu müssen. Ja, wie lange soll so eine arme Gurke denn haltbar sein müssen? Bei uns wird die gekauft und verarbeitet. Essen wegschmeißen ist Mist. Doch eine Gurke verrottet – Plastik nicht. Das ist auch in paar hundert Jahren noch da.
Man kann nicht immer alles richtig machen. Aber wir haben als Verbraucher auf beiden Seiten der Grenze die Wahl: das in Plastik eingeschweißte Zeug müssen wir nicht kaufen. In Flensburger Läden zum Beispiel sehe ich kaum noch eingeschweißte Gurken. Vielleicht lassen irgendwann ja auch dänische Produzenten den Blödsinn sein.
Und die Fenster? Inzwischen habe ich eine Firma gefunden, die auch auf Zuruf putzt. Das ist das Schöne an Dänemark: Am Ende findet sich alles dann doch. Irgendwie.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
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Re: Hyggepost aus Dänemark
#Hyggepost aus Dänemark: Zurück zum Bargeld?
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 11.10.2025 14:19 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... t-104.html
Bild und Text-Kopie.
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag und ihre Beobachtungen. Dieses Mal darüber, warum die Rückkehr des Bargelds und die Abkehr von Handys in gewisser Weise ein Fortschritt sind.
von Simone Mischke
Da schalte ich diese Woche mehr oder weniger zufällig den Fernseher ein und stolpere über diese Nachricht (ja, ich gehöre zu denen, die dieses altmodische Gerät noch nutzen):
Die Dänische Nationalbank empfiehlt neuerdings, Bargeld vorzuhalten. Mindestens 250 Kronen pro Person, umgerechnet gut 33 Euro. Nicht, dass man damit weit käme bei den dänischen Preisen.
Dänen sollen Bargeld zu Hause haben
Darum geht es aber auch nicht. Schließlich kann jeder selbst entscheiden, wie viel Bargeld er künftig unter die Matratze oder ins Schmuckkästchen legen will. Es geht darum, dass wir uns wenigstens das Nötigste kaufen können, wenn etwa ein Hackerangriff die Systeme in Banken oder Geschäften stundenlang lahmlegt. Auf die Bargeldzahlungen müssen sich die Geschäfte einstellen. Denn Scheine und Münzen sind in Dänemark eigentlich nicht mehr en vogue.
Ansturm auf Geldautomaten in Dänemark?
Zwei Dinge haben mich an dieser Entscheidung beeindruckt: Zum einen, dass eine Institution wie die Dänische Nationalbank dazu aufruft, sich auf eine Krisensituation vorzubereiten. Und das ganz unaufgeregt. Die Zeiten sind, wie sie sind. Den Kopf in den Sand zu stecken, macht keinen Sinn. Zum anderen, dass so eine Ankündigung offenbar möglich ist, ohne einen Ansturm auf die Geldautomaten auszulösen.
Stellt euch mal vor, was in Deutschland los wäre, wenn die Deutsche Bundesbank so eine Ankündigung machen würde.
Bezahlen in Dänemark: Automaten sind abends häufig leer
Obwohl - ich habe länger kein Bargeld mehr geholt. Vielleicht hat die dänische Ankündigung ja doch einen Ansturm auf die Geldautomaten ausgelöst. Die waren ja schon vor der aktuellen Nachrichtenlage am Abend oft leer: Einfach weil die Banken nicht mehr so viel Bargeld vorhalten. Bei einigen muss man Bargeldabhebungen sogar vorher anmelden. Ich stehe also vorm Automaten. Stecke die Karte rein. Tippe meine Pin-Nummer ein. Und - bekomme die gewünschten 500 Kronen.
Bargeld hej, Handys nej?
Natürlich macht Dänemark jetzt keine komplette Rolle rückwärts in Sachen Bargeld. Zudem die Nationalbank auch empfiehlt, zwei Bezahlkarten zur Verfügung zu haben. Und noch eine andere Nachricht hatte vergangene Woche meine volle Aufmerksamkeit: Die dänische Regierung will handyfreie Schulen und Freizeitangebote einführen. Und das in diesem komplett durch-digitalisierten Land.
Die Erklärung des dänischen Unterrichtsministers Mattias Tesfaye überrascht nicht wirklich: Mobiltelefone in Schulen und Freizeitangeboten sorgten für Unruhe und störten den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Es sei Zeit für eine Konzentration auf das Wesentliche, nämlich Vertiefung, Gemeinschaft und Ruhe.
Ein Schritt zurück kann Fortschritt sein
Beide Entscheidungen zeigen aus meiner Sicht: Die Dänen sind pragmatisch. Planen weniger, kommen schneller ins Machen. Und wenn es nicht funktioniert oder sich die Umstände ändern, nehmen sie Entscheidungen eben wieder zurück - beziehungsweise passen sie an: Bargeldlos bezahlen ist super, aber man macht sich abhängig – also lasst uns wieder etwas Bargeld im Haus haben. Handys in der Schule schaden mehr, als sie nutzen: ändern wir. Insofern ist ein Schritt zurück manchmal ein Fortschritt. Handys und Bargeld so zu nutzen, wie es am meisten Nutzen stiftet. Das ist dänischer Pragmatismus. Und wenn die Umstände etwas anderes erfordern – anpassen geht hier immer.
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 11.10.2025 14:19 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... t-104.html
Bild und Text-Kopie.
Unsere Kolumnistin lebt in Dänemark und schreibt über ihren Alltag und ihre Beobachtungen. Dieses Mal darüber, warum die Rückkehr des Bargelds und die Abkehr von Handys in gewisser Weise ein Fortschritt sind.
von Simone Mischke
Da schalte ich diese Woche mehr oder weniger zufällig den Fernseher ein und stolpere über diese Nachricht (ja, ich gehöre zu denen, die dieses altmodische Gerät noch nutzen):
Die Dänische Nationalbank empfiehlt neuerdings, Bargeld vorzuhalten. Mindestens 250 Kronen pro Person, umgerechnet gut 33 Euro. Nicht, dass man damit weit käme bei den dänischen Preisen.
Dänen sollen Bargeld zu Hause haben
Darum geht es aber auch nicht. Schließlich kann jeder selbst entscheiden, wie viel Bargeld er künftig unter die Matratze oder ins Schmuckkästchen legen will. Es geht darum, dass wir uns wenigstens das Nötigste kaufen können, wenn etwa ein Hackerangriff die Systeme in Banken oder Geschäften stundenlang lahmlegt. Auf die Bargeldzahlungen müssen sich die Geschäfte einstellen. Denn Scheine und Münzen sind in Dänemark eigentlich nicht mehr en vogue.
Ansturm auf Geldautomaten in Dänemark?
Zwei Dinge haben mich an dieser Entscheidung beeindruckt: Zum einen, dass eine Institution wie die Dänische Nationalbank dazu aufruft, sich auf eine Krisensituation vorzubereiten. Und das ganz unaufgeregt. Die Zeiten sind, wie sie sind. Den Kopf in den Sand zu stecken, macht keinen Sinn. Zum anderen, dass so eine Ankündigung offenbar möglich ist, ohne einen Ansturm auf die Geldautomaten auszulösen.
Stellt euch mal vor, was in Deutschland los wäre, wenn die Deutsche Bundesbank so eine Ankündigung machen würde.
Bezahlen in Dänemark: Automaten sind abends häufig leer
Obwohl - ich habe länger kein Bargeld mehr geholt. Vielleicht hat die dänische Ankündigung ja doch einen Ansturm auf die Geldautomaten ausgelöst. Die waren ja schon vor der aktuellen Nachrichtenlage am Abend oft leer: Einfach weil die Banken nicht mehr so viel Bargeld vorhalten. Bei einigen muss man Bargeldabhebungen sogar vorher anmelden. Ich stehe also vorm Automaten. Stecke die Karte rein. Tippe meine Pin-Nummer ein. Und - bekomme die gewünschten 500 Kronen.
Bargeld hej, Handys nej?
Natürlich macht Dänemark jetzt keine komplette Rolle rückwärts in Sachen Bargeld. Zudem die Nationalbank auch empfiehlt, zwei Bezahlkarten zur Verfügung zu haben. Und noch eine andere Nachricht hatte vergangene Woche meine volle Aufmerksamkeit: Die dänische Regierung will handyfreie Schulen und Freizeitangebote einführen. Und das in diesem komplett durch-digitalisierten Land.
Die Erklärung des dänischen Unterrichtsministers Mattias Tesfaye überrascht nicht wirklich: Mobiltelefone in Schulen und Freizeitangeboten sorgten für Unruhe und störten den Alltag von Kindern und Jugendlichen. Es sei Zeit für eine Konzentration auf das Wesentliche, nämlich Vertiefung, Gemeinschaft und Ruhe.
Ein Schritt zurück kann Fortschritt sein
Beide Entscheidungen zeigen aus meiner Sicht: Die Dänen sind pragmatisch. Planen weniger, kommen schneller ins Machen. Und wenn es nicht funktioniert oder sich die Umstände ändern, nehmen sie Entscheidungen eben wieder zurück - beziehungsweise passen sie an: Bargeldlos bezahlen ist super, aber man macht sich abhängig – also lasst uns wieder etwas Bargeld im Haus haben. Handys in der Schule schaden mehr, als sie nutzen: ändern wir. Insofern ist ein Schritt zurück manchmal ein Fortschritt. Handys und Bargeld so zu nutzen, wie es am meisten Nutzen stiftet. Das ist dänischer Pragmatismus. Und wenn die Umstände etwas anderes erfordern – anpassen geht hier immer.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
- frische Luft
- Beiträge: 1523
- Registriert: Di 3. Okt 2023, 09:07
Re: Hyggepost aus Dänemark
#Hyggepost aus Dänemark: Darum leben Dänen leichter
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 25.10.2025 09:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... t-100.html
Bild und Text-Kopie. Unsere Kolumnistin Simone Mischke lebt in Dänemark, schreibt über ihren Alltag und was sie dabei beobachtet. Dieses Mal geht es um die Lebensphilosophie der Menschen, die vieles leichter macht.
von Simone Mischke
Kürzlich hatte ich wieder ein kleines Schlüsselerlebnis. Das passiert mir auch nach nunmehr fünf Jahren in Dänemark immer wieder. Ich öffnete die Tür zu einer Schlachterei, um eine Wurst zu kaufen.
Sønderjyske Spegepølse, um genau zu sein - eine intensiv geräucherte Salami nach alten Rezepten. Da stand ich nun alleine im Laden und wartete darauf, bedient zu werden. Offenbar hatten die Mitarbeiter nicht mitbekommen, dass jemand vorne im Laden stand.
Fröhlich, freundlich, zugewandt
Dann kam eine der Verkäuferinnen, ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, und entschuldigte sich erst einmal wortreich, dass sie mich nicht gleich gesehen hatte. "Was darf es denn Schönes sein für Dich?" Was soll ich sagen - das ist schon eine andere Ansprache als das freudlos gemurmelte "Moin", gefolgt von einem kargen "Biddä?!" auf der südlichen Seite der Grenze. Ich weiß, es gibt auch andere Beispiele. Aber ich schreibe ja hier über meine Beobachtungen im Alltag - die ja dann sind, wie sie sind.
Ich bekomme also meine überteuerte Wurst, gefolgt von einem freundlichen "Darf es sonst noch was sein für Dich?", bezahle und verlasse den Laden, gefolgt von einem Gedanken: Wie kommt es, dass gerade in den Dienstleistungsberufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so viel freundlicher sind als in Deutschland? An einem deutlich höheren Verdienst dürfte es kaum liegen.
Jante-Prinzip: Du bist nicht besser als die anderen
Vielleicht ist es einfach das sogenannte Jante-Prinzip, nach dem die Dänen und auch die Schweden leben. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass der Fensterputzer nicht weniger wert ist als die Managerin, dass keiner besser, schlauer oder wichtiger ist als der andere. Natürlich kann man die kritische Frage stellen, wo man da als Individuum bleibt, wo all jene bleiben mit ihrem besonderen IQ oder ihren Ausnahmetalenten. Aber offenbar wissen die meisten hier, dass sie da, wo sie sind, ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten: ob an der Fleischtheke, beim Friseur, beim Bäcker oder im Büro, das spielt keine Rolle. Und wenn man das weiß, kann man auch freundlich, selbstbewusst lächelnd und mit mehr Leichtigkeit durch den Arbeitsalltag gehen.
Vertrauen ist die Basis
Ja, die Dänen glauben prinzipiell an das Gute im Menschen. Dass dieses Vertrauen an den Grenzübergängen halt macht - hey... Aber das ist ein anderes Thema. Es gibt beispielsweise mehr Vertrauen in die Mitarbeiter - was natürlich im Umkehrschluss auch mehr (Eigen)Verantwortung bedeutet. In der Schule müssen die Handys abgegeben werden? Die Lehrkräfte vertrauen darauf, dass die Schüler das machen. Ausreißer gibt es immer, aber das Grundprinzip funktioniert. Bei vielen Dänen ist die Haustür nicht abgeschlossen.
Und man kann in der Regel auch drauf vertrauen, dass man Hilfe bekommt, wenn man sie braucht: Sei es, dass mein Nachbar - der Mann namens Ove - seine Leiter zur Verfügung stellt oder, noch viel wichtiger, all seine Erklärungen, die mir helfen, Dänemark besser zu verstehen. Und natürlich bietet man umgekehrt ebenfalls Hilfe bei allem Möglichen an: vom Garten wässern über Briefkasten leeren bis hin zur Hunderunde. Und falls mal irgendwas schief geht oder man auch nur befürchtet, dass es das könnte, greift folgende dänische Weisheit:
Det skal nok gå
Ein Satz, den ich hier sehr, sehr oft höre. Det skal nok gå, Umgangssprachlich:
wird schon. Ein Satz, der kurz und knapp, aber wunderbar den Optimismus der Dänen beschreibt.
Du hast etwas vergeigt, Angst vor einer Prüfung, ein schwieriges Gespräch vor Dir? Det skal nok gå.
Ich weiß nicht, ob dieser Satz auch angesichts der Lage in der Welt hilft.
Doch diesen Satz als Begleiter im Alltag zu übernehmen, kann nicht schaden.
Und wenn dann am Montagmorgen der Kaffee kalt, der Bus zu spät und die Kollegen schlecht drauf sind, denkt dran:
Det skal nok gå.
Ein NDR-Nachrichten-Beitrag, Stand: 25.10.2025 09:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/nachrichten/schleswi ... t-100.html
Bild und Text-Kopie. Unsere Kolumnistin Simone Mischke lebt in Dänemark, schreibt über ihren Alltag und was sie dabei beobachtet. Dieses Mal geht es um die Lebensphilosophie der Menschen, die vieles leichter macht.
von Simone Mischke
Kürzlich hatte ich wieder ein kleines Schlüsselerlebnis. Das passiert mir auch nach nunmehr fünf Jahren in Dänemark immer wieder. Ich öffnete die Tür zu einer Schlachterei, um eine Wurst zu kaufen.
Sønderjyske Spegepølse, um genau zu sein - eine intensiv geräucherte Salami nach alten Rezepten. Da stand ich nun alleine im Laden und wartete darauf, bedient zu werden. Offenbar hatten die Mitarbeiter nicht mitbekommen, dass jemand vorne im Laden stand.
Fröhlich, freundlich, zugewandt
Dann kam eine der Verkäuferinnen, ein fröhliches Lächeln auf den Lippen, und entschuldigte sich erst einmal wortreich, dass sie mich nicht gleich gesehen hatte. "Was darf es denn Schönes sein für Dich?" Was soll ich sagen - das ist schon eine andere Ansprache als das freudlos gemurmelte "Moin", gefolgt von einem kargen "Biddä?!" auf der südlichen Seite der Grenze. Ich weiß, es gibt auch andere Beispiele. Aber ich schreibe ja hier über meine Beobachtungen im Alltag - die ja dann sind, wie sie sind.
Ich bekomme also meine überteuerte Wurst, gefolgt von einem freundlichen "Darf es sonst noch was sein für Dich?", bezahle und verlasse den Laden, gefolgt von einem Gedanken: Wie kommt es, dass gerade in den Dienstleistungsberufen die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter so viel freundlicher sind als in Deutschland? An einem deutlich höheren Verdienst dürfte es kaum liegen.
Jante-Prinzip: Du bist nicht besser als die anderen
Vielleicht ist es einfach das sogenannte Jante-Prinzip, nach dem die Dänen und auch die Schweden leben. Vereinfacht gesagt geht es darum, dass der Fensterputzer nicht weniger wert ist als die Managerin, dass keiner besser, schlauer oder wichtiger ist als der andere. Natürlich kann man die kritische Frage stellen, wo man da als Individuum bleibt, wo all jene bleiben mit ihrem besonderen IQ oder ihren Ausnahmetalenten. Aber offenbar wissen die meisten hier, dass sie da, wo sie sind, ihren Beitrag für die Gesellschaft leisten: ob an der Fleischtheke, beim Friseur, beim Bäcker oder im Büro, das spielt keine Rolle. Und wenn man das weiß, kann man auch freundlich, selbstbewusst lächelnd und mit mehr Leichtigkeit durch den Arbeitsalltag gehen.
Vertrauen ist die Basis
Ja, die Dänen glauben prinzipiell an das Gute im Menschen. Dass dieses Vertrauen an den Grenzübergängen halt macht - hey... Aber das ist ein anderes Thema. Es gibt beispielsweise mehr Vertrauen in die Mitarbeiter - was natürlich im Umkehrschluss auch mehr (Eigen)Verantwortung bedeutet. In der Schule müssen die Handys abgegeben werden? Die Lehrkräfte vertrauen darauf, dass die Schüler das machen. Ausreißer gibt es immer, aber das Grundprinzip funktioniert. Bei vielen Dänen ist die Haustür nicht abgeschlossen.
Und man kann in der Regel auch drauf vertrauen, dass man Hilfe bekommt, wenn man sie braucht: Sei es, dass mein Nachbar - der Mann namens Ove - seine Leiter zur Verfügung stellt oder, noch viel wichtiger, all seine Erklärungen, die mir helfen, Dänemark besser zu verstehen. Und natürlich bietet man umgekehrt ebenfalls Hilfe bei allem Möglichen an: vom Garten wässern über Briefkasten leeren bis hin zur Hunderunde. Und falls mal irgendwas schief geht oder man auch nur befürchtet, dass es das könnte, greift folgende dänische Weisheit:
Det skal nok gå
Ein Satz, den ich hier sehr, sehr oft höre. Det skal nok gå, Umgangssprachlich:
wird schon. Ein Satz, der kurz und knapp, aber wunderbar den Optimismus der Dänen beschreibt.
Du hast etwas vergeigt, Angst vor einer Prüfung, ein schwieriges Gespräch vor Dir? Det skal nok gå.
Ich weiß nicht, ob dieser Satz auch angesichts der Lage in der Welt hilft.
Doch diesen Satz als Begleiter im Alltag zu übernehmen, kann nicht schaden.
Und wenn dann am Montagmorgen der Kaffee kalt, der Bus zu spät und die Kollegen schlecht drauf sind, denkt dran:
Det skal nok gå.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.

