Schleswigs Entwicklung: Ein Puzzle mit drei Teilen
Ein NDR-Geschichte-Beitrag, Stand: 29.06.2019 06:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... ig794.html
BILD und TEXT-KOPIE:
Bilder von früher im Vergleich mit Fotos von heute - möglichst aufgenommen von exakt derselben Position: Das ist das zentrale Element der Serie "Schleswig-Holstein früher und heute". So wollen wir den Wandel der Städte im nördlichsten Bundesland dokumentieren. Ein interaktiver Foto-Vergleich macht das besonders deutlich.
von Peer-Axel Kroeske
Wer heute nach Schleswigs Zentrum sucht, landet vermutlich inmitten der Fußgängerzone. Viele Geschäfte haben sich dort angesiedelt. Im Winter ist der Weihnachtsmarkt aufgebaut. Zum großen Parkhaus sind es nur ein paar Schritte. In der rund 1.000-jährigen Geschichte Schleswigs taucht dieser Ort aber sehr spät auf. Ursprünglich standen dort nur einzelne Häuser, umgeben von Wiesen. Erst im 19. Jahrhundert siedelten sich im Stadtweg vermehrt Geschäfte an. Der Capitolplatz wurde zum neuen Zentrum.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Schleswigs Entwicklung am Stadtweg: 1908 waren hier schon die besten Adressen zum Einkaufen. Bis heute ist der Capitolplatz das Zentrum geblieben. (Mit dem Schieberegler auf diesem und den weiteren Bildern können Sie das Schleswig von früher und heute vergleichen. Verschieben Sie den Regler einfach mit der Maus oder dem Finger auf Smartphone und Tablet.)
Im oberen Stadtweg befand sich einst das kaiserliche Postamt. Wo auf dem alten Bild noch Hecken wachsen, waren später das Kaufhaus Grimme, dann Karstadt und das Hertie-Gebäude, das inzwischen abgerissen ist, zu Hause.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Seit 1711 ist Schleswig die "kombinierte Stadt"
Der Blick von Haithabu nach Schleswig im Jahr 1711 © Museumsberg Flensburg
Der Blick von Haithabu nach Schleswig im Jahr 1711, gezeichnet von Rudolph Matthias Dallin.
BILD befindet sich im o.g. Link !
Bis der Capitolplatz zum Zentrum wurde, war es allerdings ein langer Weg. Schleswig wurde erst 1711 offiziell zur "kombinierten Stadt" aus drei Einzelteilen. Wer damals von Süden über die Schlei guckte, sah links das dörfliche Friedrichsberg mit Schloss Gottorf, nur locker verbunden mit dem Lollfuß im heutigen Zentrum, und rechts die Altstadt mit dem Dom.
Sammler Hansen: "Es kam nur Ackerland"
Man könne die Entwicklung "sehr schön an der Schubystraße festmachen", erläutert Sönke Hansen, der privat alte Stadtansichten sammelt und ähnlich wie der Sammler Gerd Tams über einen großen Fundus verfügt. "Es gab etwa in der Mitte ein einzelnes Haus, das war eine Gaststätte. Dann kam nur Ackerland", erklärt Hansen. Die Straße habe weiter Richtung Gottorf geführt, zu den sogenannten Hühnerhäusern. "Das war die Versorgungsecke vom Schloss", sagt Hansen, "und dazwischen war gar nichts." Heute gehen die Stadtteile nahtlos ineinander über.
AUDIO, befindet sich im o.g LINK: Sönke Hansen: Schleswigs privates Stadtarchiv (4 Min)
Das erste Puzzleteil: Die heutige Altstadt
Und so begann die Entwicklung: Als im Jahr 1066 gegenüber von Schleswig die Wikingerstadt Haithabu endgültig zerstört wurde, standen wohl schon ein paar Hütten am nördlichen Schleiufer. Auch die Anfänge der Fischersiedlung Holm, damals noch auf einer Insel, fallen ins Mittelalter.
Am Schleswiger Holm wird seit jeher gefischt. Das war um 1935 so - und das ist heute immer noch so.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Zentrum des Holms war schon auf der Aufnahme, die von 1933 oder etwas später datiert, die kleine Kapelle mit dem Friedhof.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Mit dem Bau des Doms entwickelte sich Schleswig dann zum neuen Zentrum der Region. 1134 wurde er erstmalig erwähnt. Ursprünglich stand ganz in der Nähe noch eine zweite Kirche: Sie gehörte zum 1234 gegründeten Graukloster, das nach der Reformation zum Armenstift wurde.
Der Schleswiger Dom, der aktuell saniert wird, wurde 1134 erstmals erwähnt. Auf dem alten Bild ist das alte Hafenamt im Jahr 1909 zu sehen. Vom Hafen aus lohnt sich heute ein Bummel durch die kleinen Altstadtgassen.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Ursprünglich stand ganz in der Nähe des Doms noch eine zweite Kirche: Sie gehörte zum 1234 gegründeten Graukloster (auf dem alten Bild im Jahr 1908), das nach der Reformation zum Armenstift wurde. Auf den Grundmauern dieser Kirche entstand 1795 das heutige Rathaus. Im angrenzenden Klostergebäude sind jetzt Teile von Schleswigs Stadtverwaltung untergebracht.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Das Rathaus rund um das Jahr 1900 und heute: Auch in den Gassen rund um das Rathaus bekommt man ein Gefühl für Schleswigs Geschichte.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Residenzstadt der Gottorfer Herzöge
Zwei Kilometer vom Dom entfernt liegt Schloss Gottorf. 1544 wurde Schleswig Residenzstadt der Gottorfer Herzöge und damit politisches und kulturelles Zentrum des Fürstentums Schleswig-Holstein-Gottorf. Das Barockschloss Gottorf beherbergt heute die Landesmuseen.
Schloss Gottorf war zu preußischer Zeit Lazarett und Kaserne. Heute beherbergt es die Landesmuseen.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Das zweite Puzzleteil: Friedrichsberg - der Stadtteil für Hofpersonal und Adelige
Wo heute der Wikingerturm das westliche Schleiende markiert, wuchs allmählich der Ort Friedrichsberg heran. Hier entstanden Stallungen und Gärten im Umfeld des Schlosses. In den Häusern wohnten Personal und Adelige. Rund um die 1650 gebaute Kirche bildeten sich dörfliche Strukturen. Im 19. Jahrhundert kamen der Bahnhof und das preußische Regierungsgebäude hinzu, wegen seiner massiven Architektur "Roter Elefant" genannt. Heute ist das Haus Sitz des Schleswig-Holsteinischen Oberlandesgerichtes.
Die Friedrichstraße führte schon rund ums Jahr 1900 von Schloss Gottorf in Richtung Bahnhof. Einige Bereiche des Stadtteils gelten inzwischen als sozial schwach.
Noch immer finden sich imposante Villen im Kern des Stadtteils. Das Landesarchiv und das Stadtmuseum residieren in alten Prachtbauten. Noch in den 1930er-Jahren befand sich in der Friedrichstraße "in jedem Haus ein Handwerker, ein Unternehmer. Das muss eine wirtschaftlich bedeutende Straße gewesen sein", meint Sönke Hansen, der ein Adressbuch aus dieser Zeit studiert hat. Hinzugekommen ist über die Jahrzehnte allerdings viel einfache Bebauung. Einige Bereiche des Stadtteils gelten inzwischen als sozial schwach.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Vom ehemaligen Aussichtsturm auf dem Erdbeerberg blickte man vor 100 Jahren noch über Felder. Im Hintergrund Schloss Gottorf und das Regierungsgebäude, heute Oberlandesgericht. Das aktuelle Foto ist von der dänischen Gottorpskole aus aufgenommen.
Das dritte Puzzleteil: Lollfuß und Stadtweg - das neue Zentrum
Schließlich entwickelte sich auch der Bereich zwischen Schloss Gottorf und dem Dom. Zwischen den Stallungen des Schlosses auf dem Hesterberg und der ehemaligen Michaeliskirche siedelten sich Geschäfte an. "Da wundert man sich, wie viele Höker es gab," sagt Sönke Hansen. Eine Kuriosität ist ihm bei seinen Recherchen aufgefallen: "Schleswig hatte unheimlich viele Hobby-Bierbrauer."
Inzwischen sind viele weitere Stadtteile entstanden. Schleswig hat sich vor allem nach Norden ausgedehnt. Ein großes Projekt ist die "Freiheit" in bester Lage an der Schlei, wo bis 2005 noch Kasernen standen. Auf der planierten Fläche sind bereits die ersten Neubauten zu sehen.
Permanent im Wandel ist die Schleswiger "Freiheit": Badestelle, Truppenübungsplatz, nach 1935 Kasernenbau für das Seefliegerhorst, anschließend Bundeswehrgelände. Im Hintergrund auf dem aktuellen Bild: Die neu gebaute A.P. Møller-Skole der dänischen Minderheit.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
.
Schleswig-Holstein früher und heute
- frische Luft
- Beiträge: 1208
- Registriert: Di 3. Okt 2023, 09:07
Re: Schleswig-Holstein früher und heute
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise

Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
- frische Luft
- Beiträge: 1208
- Registriert: Di 3. Okt 2023, 09:07
Re: Schleswig-Holstein früher und heute
Schönberger Strand: Mit dem Zug zu Tausenden an den Strand
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 14.08.2021 06:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... nd100.html
Bild und Text-Kopie:
Im Jahr 1914 ist der Bahnhof im Schönberger Ortsteil Schönberger Strand eröffnet worden.
Die Züge waren damals voll. Reisende saßen auch auf den Dächern.
Wie war es früher, wie ist es heute? Schönberger erzählen.
von Maja Bahtijarević
Der schwere Zug schiebt sich langsam in den kleinen Bahnhof. Die Maschine faucht und stöhnt, mit einem schrillen Quietschen kommen die Räder auf den Gleisen zum Stehen. Die Türen gehen auf - und mehr als 500 Menschen ergießen sich über den einzigen Bahnsteig, verteilen sich wie Ameisen über die Schienen. Es muss laut gewesen sein im neuen Bahnhof, damals vor mehr als 100 Jahren, als die ersten Züge überhaupt in Schönberger Strand (Kreis Plön) ankamen.
Um das Jahr 1914 ist der Bahnhof im Schönberger Ortsteil Schönberger Strand eröffnet worden. Die Züge seien voll gewesen damals, so dass die Urlauber und Reisenden auch auf den Dächern saßen, erzählt Zeitzeugin Karin Linnig. (Mit dem Schieberegler auf diesem und den weiteren Bildern können Sie das Schönberg von früher und heute vergleichen. Verschieben Sie den Regler einfach mit der Maus oder dem Finger auf Smartphone und Tablet.)
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Badegäste auf den Zugdächern
Gut 20 Waggons hatte die Lokomotive durch die Probstei geschleppt auf ihrem Weg an die Küste am Rande der Kieler Förde. Die lange Fährte von schwarzem Ruß in der Luft löste sich ganz langsam über den Feldern auf. "Ja, ja, die Züge", erzählt Karin Linnig, "die waren voll beladen. Die Badegäste saßen auf den Dächern, wenn die Züge aus Kiel kamen." Die "Hein-Schönberg" fuhr Anfang des 20. Jahrhunderts ein paar Jahre aus der Landeshauptstadt raus mit Endstation Schönberg, ab etwa 1914 dann auch bis zum Ortsteil Schönberger Strand.
Linnigs eigene Erinnerung kommt aber aus einem späteren Jahrzehnt, es müssten so die 50er-Jahre sein, sagt sie. "Ich bin ja erst 1935 geboren - das muss gewesen sein, als ich schon konfirmiert war." Als vierte von fünf Töchtern eines Fischers und seiner Frau lebte Karin Linnig als Kind an der Promenade mit Blick aufs Wasser, am östlichen Teil, der in den Stakendorfer Strand übergeht.
Walter Linnig war einer der Fischer im Ort. Dort, wo Schönberger Strand in Stakendorfer Strand übergeht, steht noch heute das Haus, das er mit seiner Frau Ella und den insgesamt fünf Töchtern Helga, Lilli, Hilde, Karin und Annemarie bewohnte.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Das Wohnzimmer für die Touristen
Das erste Hotel in Schönberger Strand wurde den Aufzeichnungen nach 1902 gebaut: das Hotel "Seelust". Doch solange sie denken kann, habe ihre Mutter Ella das Wohnzimmer vermietet, sagt Karin Linnig. "Wir hatten es nur ganz klein, nur Flur, Küche, Wohnzimmer und oben. Wir kannten das gar nicht anders - und das war schön." Schon vor ihrer Geburt sei das so gewesen. "Da gab es den Tourismus schon, da haben sich die Gäste in den Hotels eingemietet: im 'Seelust', dem 'Haus am Meer', 'Heuers Hotel' oder im 'Strandschlösschen'. Und Privatleute haben dann auch ihre Zimmer vermietet."
Nachdem Vater Walter im Zweiten Weltkrieg verschollen war, arbeitete Mutter Linnig unter anderem in einem der Betriebe an der Promenade. "Meine Mutter hat dort gekocht, und wenn Mittag war, dann wurde da mit einer große Glocke an der Treppe vorne geklingelt - und dann kamen die Badegäste alle rein zum Essen."
Das erste kleine Hotel an Schönberger Strand war laut der "Spurensuche" das Hotel "Seelust", das 1902 erbaut wurde. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dort ein Lazarett für die Soldaten errichtet, danach fanden geflüchtete Menschen darin eine Unterkunft. 1975 wurde "Seelust" abgerissen - stattdessen stehen dort heute Blöcke mit Ferienwohnungen.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Eigene Sandburgen bauen
Der Strand sei völlig anders gewesen früher, erzählt Linnig. Mit dem alten Deich bis 1974 hatte der Sand viel näher an der Promenade begonnen. Gefühlt sei viel mehr Platz gewesen - so viel, dass sich jeder einen kleinen Sandwall um den Strandkorb bauen konnte, die eigene kleine "Sandburg".
Heute laufen Menschen über den Deich in Schönberger Strand. Genau dort war vor 100 Jahren noch der Beginn des Sandstrandes - voller Badegäste mit kleinen Wällen um die Strandkörbe herum
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Sandförmchen stibitzen
Wenn Karin Linnig erzählt, klingt es nach goldenen Kindheitstagen. "Wir waren den ganzen Tag am Strand, meine Freundin und ich", erinnert sie sich. "Wir haben manchmal auch die Strandkörbe geplündert, die Sandkuchen-Förmchen und Eimer mitgenommen." Als die Mutter davon erfuhr, habe es Ärger gegeben. "Wir mussten sofort wieder alles zurückbringen - aber wir wussten ja gar nicht mehr, wo das alles hingehört." Linnig muss lachen. "Da haben dann die Kinder der Gäste ganz andere Förmchen wiederbekommen als sie vorher hatten."
Während des Zweiten Weltkriegs stagnierte der Tourismus, die Gäste blieben aus. In den 50er-Jahren begann er wieder an zu florieren - und seitdem habe sich der Fokus der Gegend immer weiter Richtung Urlauber verlegt, sagt Hans-Jürgen Böttger.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Mit Absatzschuhen und Gehstock auf den Strand
Nicht nur weitgereiste Gäste sollten am Schönberger Strand anlanden. "Offiziell wurde damit gerechnet, dass die Kieler da rausfahren am Wochenende - und das haben sie auch immer gemacht, zu Friedenszeiten", weiß Hans-Jürgen Böttger, ein Schönberger durch und durch und Teil der "Spurensucher" - einer Gruppe Freiwilliger, die über Jahre die Geschichte des Kreises Plön zusammengetragen und in 43 Bänden veröffentlicht hat. "Der Bahnhof war voller Menschen, da fuhren morgens zwei Züge zum Strand", erzählt Böttger, "da sind dann Tausende Leute zum Strand geströmt."
In Kleid und Absatzschuhen, mit Hut, Gehrock und Gehstock, die Schnurrbärte mit Pomade zurechtgezupft, die Söckchen vermutlich sorgsam ausgewählt. Der Blick auf die historischen Bilder verrät, dass der Sandstrand Anfang des 20. Jahrhunderts ein Ort zum Flanieren war, zum Sehen und Gesehen werden. Aber auch Kurgäste kamen nach Schönberg, um in der nahe gelegenen Ostseeklinik im Ortsteil Holm an den Salzwiesen ihre Reha zu machen. Böttger selbst, wie Linnig 1935 geboren, brachte die Bahn aber hauptsächlich in die andere Richtung: als Lehrling auf die Werft nach Kiel. Nach der Arbeit ging es aber regelmäßig zum Strand zum Baden - von Schönberg zu Fuß über die Felder, ein paar Kilometer weit.
Der Strand war früher ein Ort zum Spazieren, zum Sehen und Gesehen werden. Die Gäste kamen schick angezogen - und auch das Baden war anders: Lange stand es unter Strafe, sich in der Öffentlichkeit leicht bekleidet zu zeigen. Gelöst wurde dies durch sogenannte Badewagen, zirkuswagenähnliche Anhänger, die als Umkleide dienten und ins Wasser geschoben wurden, sodass die Badegäste ungesehen ins Wasser einsteigen konnten.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Eine Fokusverschiebung
Hauptsächlich war die Gegend lange von der Landwirtschaft geprägt - und die heimischen Bauern seien anfangs skeptisch gewesen, als die ersten Hofbesitzer auch anfingen, Touristen aufzunehmen, erzählt Böttger. "Da wurde man von manchen anderen Bauern dumm angeguckt. 'Das haben wir doch gar nicht nötig, so was', hieß es dann", sagt Böttger. 20 Katen habe es bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch gegeben, und die Bauern seien wohlhabend gewesen zu der Zeit. Doch die Entwicklung habe es für einzelne Landwirte immer schwieriger gemacht - so sehr, dass im Laufe der Jahre viele aufhörten.
"So ist der Wandel", fährt Böttger fort, "in den meisten Dörfern gibt es heute keine Bauern mehr. Während sie früher 50, 60 Hektar Land bewirtschaftet haben, brauchen sie heute 200, um die Familie zu ernähren." So habe sich der Schwerpunkt von Schönberger Strand langsam verlegt - auch, weil einzelne Bauern mit der Zeit mitgingen und in den Tourismus eingestiegen sind. Einer davon ist Timm Heuer.
Auf der Terrasse auf dem Deich vor Heuers Hotel konnten Urlauber für Kaffee und Kuchen einkehren. Das Hotel ist einem Bau mit Restaurant und Ferienwohnungen gewichen - entlang der Deichkrone sind einige Café- und Restaurantterrassen geblieben.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Vom Schweinebauern zum Tortenbäcker
"Es war die beste Entscheidung, ich bin total zufrieden", sagt Timm Heuer an einem sonnigen Tag, beim Kaffee auf der Wiese seines Hofs an der Zufahrtsstraße zum Schönberger Strand. Zwei Handvoll Tische stehen zwischen den mächtigen Reetdachkaten, in denen früher Hunderte Schweine standen. Heute entstehen dort Torten, hausgemacht von Heuer und seiner Frau. Ein ungewöhnlicher Wandel - vom Schweinebauern zum Stachelbeer-Baiser-Torten-Fachmann. Wie lange er üben musste? Heuer lacht. "Das musste sofort klappen", sagt der Mittfünfziger.
Der Tourismus ist in der Familie Heuer aber nicht fremd: Verwandte hielten das Gasthaus "Seelust" und "Heuers Hotel" an der Promenade, und Timm Heuer selbst erinnert sich gut, oben auf dem Heuboden des Hofes geschlafen zu haben, als unten Zimmer an Urlauber vermietet wurden.
Der Hof, ehemals die Halbhufe 7, hat Timm Heuer als jüngster Sohn von seinem Vater 1991 übernommen und den landwirtschaftlichen Betrieb mit seinem Bruder weitergeführt. Neben der Schweinezucht haben die Heuers auch Weizen angebaut. Carsten Heuer macht das heute noch. In der "Spurensucher"-Chronik läuft der Hof seit 1891 unter dem Namen "Heuer".
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Das Vergangene bleibt Teil des Neuen
Mit seinem Bruder Carsten hatte Heuer den landwirtschaftlichen Betrieb geführt, neben der Schweinezucht auch Getreide angebaut. Doch der Preisdruck des Marktes sei einer der Gründe gewesen, darüber nachzudenken, wie er sich mit seiner Familie für die Zukunft aufstellen kann. "Bei den Schweinen geht das rauf und runter, beim Getreide geht das rauf und runter - dann haben wir mal eine Trockenheit, und, und, und", sagt Heuer, "und die, die sich anderweitig orientiert haben - mit Campingplätzen oder Mietwohnungen - die standen immer deutlich besser da, weil sie eine konstante Einnahmequelle hatten." Die Entscheidung fiel schließlich auf das Café, Anfang 2019 öffnete es seine Türen. Von dem vorherigen Leben aber konnte sich Heuer nicht ganz verabschieden: Auf dem hinteren Teil des Hofes grunzt es weiter vor sich hin.
Das "Haus am Meer" wurde 1910 erbaut und war eins der Hotels an der Promenade in Schönberger Strand, vor dessen Tür fast schon früher der Strand begonnen hat. Heute heißt das Hotel "Seelust" - in Anlehnung an das abgerissene Hotel in der Nachbarschaft - mit der "Barkasse" als angegliedertes Restaurant.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Ein bisschen Wehmut
Das Alleinstellungsmerkmal von Schönberger Strand sei der einzigartige Strand mit reinem Sand - da sind sich Linnig, Böttger und Heuer einig. Doch es klingt etwas Wehmut nach. "Ah, es war schön früher - aber das ist nicht mehr mein Strand", sagt Linnig. "Ich bin dort geboren, aber ich würde da nicht mehr wohnen wollen." Durch den Tourismus sei es viel unpersönlicher geworden, sagt sie. Heuer pflichtet bei. Auch Zweitwohnungsbesitzer, die sich in der Gemeinde nicht einbringen, trügen dazu bei. "Dass hier jeder jeden kennt, das ist schon Ewigkeiten vorbei", sagt Heuer, sieht es aber pragmatisch. "Die Zeiten ändern sich. So wie früher will ja auch keiner mehr leben, dass nur einmal die Woche gebadet wird," sagt er, "jetzt leben wir in einem Luxus, und den will jeder genießen."
Das Hotel "Strandschlösschen" erinnerte an eine kleine Villa. 1919 erbaut war es anfangs eine Pension und wuchs später zum Hotel. Während des Zweiten Weltkriegs fungierte das Haus zwischenzeitlich als kleine Rüstungsfabrik, später als Lazarett und Flüchtlingsunterkunft. Heute steht an dem Ort die Ferienanlage "Panorama".
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
.
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 14.08.2021 06:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... nd100.html
Bild und Text-Kopie:
Im Jahr 1914 ist der Bahnhof im Schönberger Ortsteil Schönberger Strand eröffnet worden.
Die Züge waren damals voll. Reisende saßen auch auf den Dächern.
Wie war es früher, wie ist es heute? Schönberger erzählen.
von Maja Bahtijarević
Der schwere Zug schiebt sich langsam in den kleinen Bahnhof. Die Maschine faucht und stöhnt, mit einem schrillen Quietschen kommen die Räder auf den Gleisen zum Stehen. Die Türen gehen auf - und mehr als 500 Menschen ergießen sich über den einzigen Bahnsteig, verteilen sich wie Ameisen über die Schienen. Es muss laut gewesen sein im neuen Bahnhof, damals vor mehr als 100 Jahren, als die ersten Züge überhaupt in Schönberger Strand (Kreis Plön) ankamen.
Um das Jahr 1914 ist der Bahnhof im Schönberger Ortsteil Schönberger Strand eröffnet worden. Die Züge seien voll gewesen damals, so dass die Urlauber und Reisenden auch auf den Dächern saßen, erzählt Zeitzeugin Karin Linnig. (Mit dem Schieberegler auf diesem und den weiteren Bildern können Sie das Schönberg von früher und heute vergleichen. Verschieben Sie den Regler einfach mit der Maus oder dem Finger auf Smartphone und Tablet.)
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Badegäste auf den Zugdächern
Gut 20 Waggons hatte die Lokomotive durch die Probstei geschleppt auf ihrem Weg an die Küste am Rande der Kieler Förde. Die lange Fährte von schwarzem Ruß in der Luft löste sich ganz langsam über den Feldern auf. "Ja, ja, die Züge", erzählt Karin Linnig, "die waren voll beladen. Die Badegäste saßen auf den Dächern, wenn die Züge aus Kiel kamen." Die "Hein-Schönberg" fuhr Anfang des 20. Jahrhunderts ein paar Jahre aus der Landeshauptstadt raus mit Endstation Schönberg, ab etwa 1914 dann auch bis zum Ortsteil Schönberger Strand.
Linnigs eigene Erinnerung kommt aber aus einem späteren Jahrzehnt, es müssten so die 50er-Jahre sein, sagt sie. "Ich bin ja erst 1935 geboren - das muss gewesen sein, als ich schon konfirmiert war." Als vierte von fünf Töchtern eines Fischers und seiner Frau lebte Karin Linnig als Kind an der Promenade mit Blick aufs Wasser, am östlichen Teil, der in den Stakendorfer Strand übergeht.
Walter Linnig war einer der Fischer im Ort. Dort, wo Schönberger Strand in Stakendorfer Strand übergeht, steht noch heute das Haus, das er mit seiner Frau Ella und den insgesamt fünf Töchtern Helga, Lilli, Hilde, Karin und Annemarie bewohnte.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Das Wohnzimmer für die Touristen
Das erste Hotel in Schönberger Strand wurde den Aufzeichnungen nach 1902 gebaut: das Hotel "Seelust". Doch solange sie denken kann, habe ihre Mutter Ella das Wohnzimmer vermietet, sagt Karin Linnig. "Wir hatten es nur ganz klein, nur Flur, Küche, Wohnzimmer und oben. Wir kannten das gar nicht anders - und das war schön." Schon vor ihrer Geburt sei das so gewesen. "Da gab es den Tourismus schon, da haben sich die Gäste in den Hotels eingemietet: im 'Seelust', dem 'Haus am Meer', 'Heuers Hotel' oder im 'Strandschlösschen'. Und Privatleute haben dann auch ihre Zimmer vermietet."
Nachdem Vater Walter im Zweiten Weltkrieg verschollen war, arbeitete Mutter Linnig unter anderem in einem der Betriebe an der Promenade. "Meine Mutter hat dort gekocht, und wenn Mittag war, dann wurde da mit einer große Glocke an der Treppe vorne geklingelt - und dann kamen die Badegäste alle rein zum Essen."
Das erste kleine Hotel an Schönberger Strand war laut der "Spurensuche" das Hotel "Seelust", das 1902 erbaut wurde. Ende des Zweiten Weltkriegs wurde dort ein Lazarett für die Soldaten errichtet, danach fanden geflüchtete Menschen darin eine Unterkunft. 1975 wurde "Seelust" abgerissen - stattdessen stehen dort heute Blöcke mit Ferienwohnungen.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Eigene Sandburgen bauen
Der Strand sei völlig anders gewesen früher, erzählt Linnig. Mit dem alten Deich bis 1974 hatte der Sand viel näher an der Promenade begonnen. Gefühlt sei viel mehr Platz gewesen - so viel, dass sich jeder einen kleinen Sandwall um den Strandkorb bauen konnte, die eigene kleine "Sandburg".
Heute laufen Menschen über den Deich in Schönberger Strand. Genau dort war vor 100 Jahren noch der Beginn des Sandstrandes - voller Badegäste mit kleinen Wällen um die Strandkörbe herum
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Sandförmchen stibitzen
Wenn Karin Linnig erzählt, klingt es nach goldenen Kindheitstagen. "Wir waren den ganzen Tag am Strand, meine Freundin und ich", erinnert sie sich. "Wir haben manchmal auch die Strandkörbe geplündert, die Sandkuchen-Förmchen und Eimer mitgenommen." Als die Mutter davon erfuhr, habe es Ärger gegeben. "Wir mussten sofort wieder alles zurückbringen - aber wir wussten ja gar nicht mehr, wo das alles hingehört." Linnig muss lachen. "Da haben dann die Kinder der Gäste ganz andere Förmchen wiederbekommen als sie vorher hatten."
Während des Zweiten Weltkriegs stagnierte der Tourismus, die Gäste blieben aus. In den 50er-Jahren begann er wieder an zu florieren - und seitdem habe sich der Fokus der Gegend immer weiter Richtung Urlauber verlegt, sagt Hans-Jürgen Böttger.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Mit Absatzschuhen und Gehstock auf den Strand
Nicht nur weitgereiste Gäste sollten am Schönberger Strand anlanden. "Offiziell wurde damit gerechnet, dass die Kieler da rausfahren am Wochenende - und das haben sie auch immer gemacht, zu Friedenszeiten", weiß Hans-Jürgen Böttger, ein Schönberger durch und durch und Teil der "Spurensucher" - einer Gruppe Freiwilliger, die über Jahre die Geschichte des Kreises Plön zusammengetragen und in 43 Bänden veröffentlicht hat. "Der Bahnhof war voller Menschen, da fuhren morgens zwei Züge zum Strand", erzählt Böttger, "da sind dann Tausende Leute zum Strand geströmt."
In Kleid und Absatzschuhen, mit Hut, Gehrock und Gehstock, die Schnurrbärte mit Pomade zurechtgezupft, die Söckchen vermutlich sorgsam ausgewählt. Der Blick auf die historischen Bilder verrät, dass der Sandstrand Anfang des 20. Jahrhunderts ein Ort zum Flanieren war, zum Sehen und Gesehen werden. Aber auch Kurgäste kamen nach Schönberg, um in der nahe gelegenen Ostseeklinik im Ortsteil Holm an den Salzwiesen ihre Reha zu machen. Böttger selbst, wie Linnig 1935 geboren, brachte die Bahn aber hauptsächlich in die andere Richtung: als Lehrling auf die Werft nach Kiel. Nach der Arbeit ging es aber regelmäßig zum Strand zum Baden - von Schönberg zu Fuß über die Felder, ein paar Kilometer weit.
Der Strand war früher ein Ort zum Spazieren, zum Sehen und Gesehen werden. Die Gäste kamen schick angezogen - und auch das Baden war anders: Lange stand es unter Strafe, sich in der Öffentlichkeit leicht bekleidet zu zeigen. Gelöst wurde dies durch sogenannte Badewagen, zirkuswagenähnliche Anhänger, die als Umkleide dienten und ins Wasser geschoben wurden, sodass die Badegäste ungesehen ins Wasser einsteigen konnten.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Eine Fokusverschiebung
Hauptsächlich war die Gegend lange von der Landwirtschaft geprägt - und die heimischen Bauern seien anfangs skeptisch gewesen, als die ersten Hofbesitzer auch anfingen, Touristen aufzunehmen, erzählt Böttger. "Da wurde man von manchen anderen Bauern dumm angeguckt. 'Das haben wir doch gar nicht nötig, so was', hieß es dann", sagt Böttger. 20 Katen habe es bis Mitte des 20. Jahrhunderts noch gegeben, und die Bauern seien wohlhabend gewesen zu der Zeit. Doch die Entwicklung habe es für einzelne Landwirte immer schwieriger gemacht - so sehr, dass im Laufe der Jahre viele aufhörten.
"So ist der Wandel", fährt Böttger fort, "in den meisten Dörfern gibt es heute keine Bauern mehr. Während sie früher 50, 60 Hektar Land bewirtschaftet haben, brauchen sie heute 200, um die Familie zu ernähren." So habe sich der Schwerpunkt von Schönberger Strand langsam verlegt - auch, weil einzelne Bauern mit der Zeit mitgingen und in den Tourismus eingestiegen sind. Einer davon ist Timm Heuer.
Auf der Terrasse auf dem Deich vor Heuers Hotel konnten Urlauber für Kaffee und Kuchen einkehren. Das Hotel ist einem Bau mit Restaurant und Ferienwohnungen gewichen - entlang der Deichkrone sind einige Café- und Restaurantterrassen geblieben.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Vom Schweinebauern zum Tortenbäcker
"Es war die beste Entscheidung, ich bin total zufrieden", sagt Timm Heuer an einem sonnigen Tag, beim Kaffee auf der Wiese seines Hofs an der Zufahrtsstraße zum Schönberger Strand. Zwei Handvoll Tische stehen zwischen den mächtigen Reetdachkaten, in denen früher Hunderte Schweine standen. Heute entstehen dort Torten, hausgemacht von Heuer und seiner Frau. Ein ungewöhnlicher Wandel - vom Schweinebauern zum Stachelbeer-Baiser-Torten-Fachmann. Wie lange er üben musste? Heuer lacht. "Das musste sofort klappen", sagt der Mittfünfziger.
Der Tourismus ist in der Familie Heuer aber nicht fremd: Verwandte hielten das Gasthaus "Seelust" und "Heuers Hotel" an der Promenade, und Timm Heuer selbst erinnert sich gut, oben auf dem Heuboden des Hofes geschlafen zu haben, als unten Zimmer an Urlauber vermietet wurden.
Der Hof, ehemals die Halbhufe 7, hat Timm Heuer als jüngster Sohn von seinem Vater 1991 übernommen und den landwirtschaftlichen Betrieb mit seinem Bruder weitergeführt. Neben der Schweinezucht haben die Heuers auch Weizen angebaut. Carsten Heuer macht das heute noch. In der "Spurensucher"-Chronik läuft der Hof seit 1891 unter dem Namen "Heuer".
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Das Vergangene bleibt Teil des Neuen
Mit seinem Bruder Carsten hatte Heuer den landwirtschaftlichen Betrieb geführt, neben der Schweinezucht auch Getreide angebaut. Doch der Preisdruck des Marktes sei einer der Gründe gewesen, darüber nachzudenken, wie er sich mit seiner Familie für die Zukunft aufstellen kann. "Bei den Schweinen geht das rauf und runter, beim Getreide geht das rauf und runter - dann haben wir mal eine Trockenheit, und, und, und", sagt Heuer, "und die, die sich anderweitig orientiert haben - mit Campingplätzen oder Mietwohnungen - die standen immer deutlich besser da, weil sie eine konstante Einnahmequelle hatten." Die Entscheidung fiel schließlich auf das Café, Anfang 2019 öffnete es seine Türen. Von dem vorherigen Leben aber konnte sich Heuer nicht ganz verabschieden: Auf dem hinteren Teil des Hofes grunzt es weiter vor sich hin.
Das "Haus am Meer" wurde 1910 erbaut und war eins der Hotels an der Promenade in Schönberger Strand, vor dessen Tür fast schon früher der Strand begonnen hat. Heute heißt das Hotel "Seelust" - in Anlehnung an das abgerissene Hotel in der Nachbarschaft - mit der "Barkasse" als angegliedertes Restaurant.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
Ein bisschen Wehmut
Das Alleinstellungsmerkmal von Schönberger Strand sei der einzigartige Strand mit reinem Sand - da sind sich Linnig, Böttger und Heuer einig. Doch es klingt etwas Wehmut nach. "Ah, es war schön früher - aber das ist nicht mehr mein Strand", sagt Linnig. "Ich bin dort geboren, aber ich würde da nicht mehr wohnen wollen." Durch den Tourismus sei es viel unpersönlicher geworden, sagt sie. Heuer pflichtet bei. Auch Zweitwohnungsbesitzer, die sich in der Gemeinde nicht einbringen, trügen dazu bei. "Dass hier jeder jeden kennt, das ist schon Ewigkeiten vorbei", sagt Heuer, sieht es aber pragmatisch. "Die Zeiten ändern sich. So wie früher will ja auch keiner mehr leben, dass nur einmal die Woche gebadet wird," sagt er, "jetzt leben wir in einem Luxus, und den will jeder genießen."
Das Hotel "Strandschlösschen" erinnerte an eine kleine Villa. 1919 erbaut war es anfangs eine Pension und wuchs später zum Hotel. Während des Zweiten Weltkriegs fungierte das Haus zwischenzeitlich als kleine Rüstungsfabrik, später als Lazarett und Flüchtlingsunterkunft. Heute steht an dem Ort die Ferienanlage "Panorama".
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !
.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise
... AN DIE KÜSTE
Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise

Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.