Schleswig-Holstein früher und heute

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frische Luft
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Re: Schleswig-Holstein früher und heute

Beitrag von frische Luft »

Großer Plöner See: Schiffstouren, Baden und Wandern
Ein NDR-Ratgeber-Reise-Beitrag, Stand: 28.08.2023, 11:46 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/ratgeber/reise/holst ... ee143.html

2. VIDEO Plön.jpg
2. VIDEO Plön.jpg (135.14 KiB) 671 mal betrachtet
Im o.g. Link,befindet sich ein VIDEO:
Plön und Umgebung erkunden mit Kanustadtführung (5 Min)


BILD und TEXT-KOPIE:


Der Große Plöner See lockt Besucher im Sommer mit Badestellen und guten Wassersportmöglichkeiten.
Neben schönen Wanderungen und Schiffsfahrten lohnt auch ein Stadtbummel durch die Kleinstadt Plön.


Mit einer Fläche von rund 28 Quadratkilometern ist der Große Plöner See das größte Binnengewässer Schleswig-Holsteins.
Er liegt eingebettet in sanfte Hügelketten in der Seenlandschaft der Holsteinischen Schweiz.
Die Ufer und Strände laden zu Wanderungen und zum Baden ein.

Der Plöner See bietet im östlichen Teil hervorragende Bedingungen für Wassersport wie Paddeln, Segeln, Surfen und Rudern - sogar Tauchen ist in Teilen des Sees erlaubt.
Der westliche Teil ist seit 1993 Naturschutzgebiet und nur in einem schmalen Korridor befahrbar.

Schiffstouren auf dem westlichen und südlichen Plöner See
Ein Fahrgastschiff auf dem Großen Plöner See. © Picture-Alliance / ImageBROKER Foto: Egon Bömsch
Die Große Plöner See-Rundfahrt führt durch den westlichen Teil des Binnengewässers.

BILD befindet sich im o.g. Link

Zu den Ausflugsklassikern gehören Seerundfahrten mit einem der Fahrgastschiffe - vorbei an zahlreichen Inseln durch Vogel- und Naturschutzgebiete.
Die Große Plöner See-Rundfahrt führt von den Anlegern Fegetasche, Plön und Prinzeninsel in den westlichen Teil des Sees nach Ascheberg und Dersau.

Bei der Bosau-Fahrt können Besucher hingegen den südlichen Teil des Großen Plöner Sees kennenlernen.
Von Fegetasche geht es über die Plöner Stadtbucht vorbei am Plöner Schloss bis zur Spitze der Prinzeninsel und dann durch den Bischofsee zum Anleger in Bosau.
Auch kombinierte Fahrten sind möglich.
Die meisten Fahrgastschiffe transportieren auch Fahrräder. Am besten vorab klären, ob eine Mitnahme möglich ist.

Badestellen: Schwimmen in den Sommermonaten
An 13 ausgewiesenen Badestellen bietet der Große Plöner See in den Sommermonaten Gelegenheit zum Schwimmen. Die Wasserqualität ist generell sehr gut.
Im Hochsommer wurden im Plöner See allerdings wiederholt Zerkarien nachgewiesen.
Die Parasiten können einen heftigen Juckreiz auf der Haut auslösen.

Einen Besuch lohnt etwa das Prinzenbad mit schönem Sandstrand und Strandkörben am Nordufer der Prinzeninsel. Dersau am Südostufer bietet einen Badesteg, eine Badeinsel und einen Grillplatz und in Bosau gibt es einen Spielplatz auf der Badewiese sowie ein Beach-Volleyballfeld.

Schöne Wanderwege entlang des Seeufers
Wiesen und Erlenbruchwälder prägen das Naturschutzgebiet nahe der Orte Sepel und Godau auf der Halbinsel Störland, durch das ein schöner, von Knicks gesäumter Wanderweg führt.
Seltene Vogelarten wie der Seeadler nutzen die Naturlandschaft als Brut- und Rückzugsgebiet und sind mit etwas Glück bei einem Ausflug zu beobachten.

Auch der Rundweg Prinzeninsel (6,03 Km), der an Sehenswürdigkeiten wie dem Plöner Schloss und der Seepromenade entlang führt, sowie der auch gut für Kinder geeignete Rundweg Dersauer Uklei (4,8 Km) bieten abwechslungsreiche Wanderungen.
Der Holsteinische Schweiz Weg ist mit 52,37 Kilometern Länge eher für eine Mehrtagestour geeignet.
Er führt durch den Naturpark Holsteinische Schweiz und verbindet Plön und Eutin.
Auf der Strecke liegen Bösdorf, Malente, Schönwalde und Kasseedorf.

Rundgang durch Plön: Schloss, Prinzenhaus und Parnaßturm
Luftaufnahme der Stadt Plön mit Schloss und Altstadt. © Picture-Alliance / xim.gs
Auf einem Hügel über der Altstadt thront das weiße Plöner Schloss.

BILD befindet sich im o.g. Link

Neben dem Naturerlebnis ist auch ein Besuch der Plöner Altstadt lohnenswert.
Gassen mit historischen Häusern prägen das Stadtbild, das durch den markanten Turm der im neuromanischen Stil errichteten Nikolaikirche überragt wird.
Das weiße Plöner Schloss im Stil der Renaissance thront auf einem Hügel über der Stadt.
Führungen durch die um 1635 entstandene ehemalige Residenz der Herzöge zu Schleswig-Holstein-Plön, die heute eine Berufsakademie beherbergt, sind möglich. Sehenswert ist auch das Prinzenhaus, das innen im Rokokostil ausgeschmückt ist.

Eine schöne Fernsicht über den Plöner See und die Holsteinische Schweiz können Ausflügler vom 20 Meter hohen Parnaßturm genießen.
Der Stahlturm mit gemauertem Unterbau steht nordöstlich des Stadtzentrums auf einem kleinen Hügel, sodass die tatsächliche Höhe etwa 85 Meter beträgt.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
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Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
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frische Luft
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Re: Schleswig-Holstein früher und heute

Beitrag von frische Luft »

5-Seen-Fahrt verbindet Plön und Malente
Ein NDR-Ratgeber-Reise-Beitrag, Stand: 28.08.2023, 11:51 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/ratgeber/reise/holst ... rt100.html

3. VIDEO Plön Malente 5 Seen-Fahrt.jpg
3. VIDEO Plön Malente 5 Seen-Fahrt.jpg (152.14 KiB) 671 mal betrachtet
Im o.g. Link,befindet sich ein VIDEO: Plön Malente 5 Seen-Fahrt (5 Min)

BILD und TEXT-KOPIE:


Von See zu See: Bei einer Schiffstour auf fünf Seen zwischen Plön und Bad Malente lässt sich die teils unberührte Natur der Holsteinischen Schweiz vom Wasser aus entdecken.

In der Holsteinischen Schweiz gibt es Dutzende kleiner und großer Seen.
Doch längst nicht alle sind miteinander verbunden.
Zwischen Plön und Malente jedoch können Ausflügler eine Schiffstour über fünf Gewässer unternehmen:
Die 5-Seen-Fahrt auf Dieksee, Langensee, Behlersee, Höftsee und Edebergsee.
Seit 125 Jahren schippern die weißen Ausflugsschiffe auf einer zwölf Kilometer langen Tour vorbei an lieblichen Buchten, grünen Inseln und dichten Schilfbänken, in denen viele Vögel brüten.

Von Malente-Gremsmühlen bis Plön
Ausflugsschiff auf dem Dieksee © fotolia Foto: travelpeter
Bei der Fahrt von einem See zum nächsten wird es gelegentlich ziemlich eng.
Bild befindet sich im o.g. Link

Bei Tempo 15 bleibt den Passagieren genügend Zeit, die Seenlandschaft aus der Wasserperspektive zu genießen.
Rund zwei Stunden dauert die Fahrt vom Anleger in Malente-Gremsmühlen am Dieksee über Niederkleveez, Timmdorf bis nach Plön-Fegetasche am Edebergsee und zurück.
Die Fahrt kann an jeder Anlegestelle begonnen, unterbrochen oder beendet werden.
Von April bis Ende Oktober sind die Schiffe der weißen Flotte auf der Tour unterwegs.
Außerdem gibt es Sonderfahrten, etwa romantische Abendfahrten, Weihnachts- und Winterfahrten.

Mit dem Schiff auf dem Kellersee
Neben der bekannten 5-Seen-Fahrt lohnt auch eine Schiffstour auf dem Kellersee östlich von Malente.
Seit mehr als 130 Jahren fahren Ausflugsschiffe auf dem See.
Mit der traditionsreichen "Luise", Baujahr 1936, geht es auf eine etwa zweistündige Rundfahrt auf dem mit 5,6 Quadratkilometern zweitgrößten See der Holsteinischen Schweiz.
Sie beginnt in Malente-Janusallee, führt vorbei an Gut Immenhof, das als Drehort der gleichnamigen Filme aus den 50er-Jahren bekannt wurde, zum Fissauer Fährhaus und zurück nach Malente.
Die kleinen Orte am Kellersee gelten als Ursprungsorte des Tourismus in der Holsteinischen Schweiz.
Der See lässt sich auch bei einer Wanderung auf einem 15 Kilometer langen Rundweg, der meist nah am Ufer verläuft, umrunden.
Zuletzt geändert von frische Luft am Mo 4. Nov 2024, 17:25, insgesamt 1-mal geändert.
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Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
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Re: Schleswig-Holstein früher und heute

Beitrag von frische Luft »

Die Holsteinische Schweiz entdecken
Ein NDR-Ratgeber-Reise-Beitrag, Stand: 25.09.2023 10:02 Uhr

Quelle: https://www.ndr.de/ratgeber/reise/holst ... iz152.html

4. VIDEO Holsteinische Schweiz.jpg
4. VIDEO Holsteinische Schweiz.jpg (185.82 KiB) 670 mal betrachtet
Im o.g. Link,befindet sich einVIDEO: Bootstour-Klassiker: Fünf-Seen-Fahrt von Malente nach Plön (4 Min)

BILD und TEXT-KOPIE:


Sanfte Hügel, weite Felder, lichte Laubwälder und rund 200 Seen prägen den größten Naturpark Schleswig-Holsteins.
Die Region zwischen Kiel und Lübeck ist für Wanderer, Radler und Paddler attraktiv.


Die hügelige Landschaft im Osten Schleswig-Holsteins, die Holsteinische Schweiz, ist eine abwechslungsreiche Region.
In der Natur verstreut liegen kleine Bauerndörfer, historische Gutshöfe und hübsche Städte wie Eutin, Plön und Preetz. Von Bad Segeberg im Süden bis zum Selenter See im Norden und bis zum Bungsberg im Osten erstreckt sich der Naturpark, der Urlaubern vielfältige Möglichkeiten bietet.

Unterwegs per Rad und zu Fuß
Blick vom Holzbergturm in Malente auf den Dieksee © NDR Foto: Sandra Sikora
Vom Holzberg bei Malente bietet sich ein schöner Blick über die Landschaft.
Bild befindet sich im o.g. Link.

Besonders für Wanderer und Radfahrer ist die Holsteinische Schweiz ein reizvolles Ziel.
Wer mit dem Rad unterwegs ist, kann zwischen 15 beschilderten Touren zwischen 25 und 61 Kilometern wählen, die durch den Naturpark führen.
Außerdem bieten sich Mehrtagestouren auf Radfernwegen, wie dem Holsteinische-Schweiz-Radweg oder dem Mönchsweg, an.
Das Wasser stets im Blick geht es durch malerische Natur und vorbei an historischen Orten.
Die Website des Naturparks gibt einen Überblick über die verschiedenen Routen.

Abwechslungsreiche Touren für Wanderungen
Garten-Sitzmöbel, ein Schrank mit Flohmarktartikeln und ein rotes Fahrrad neben einem Getreidefeld in Karlshof in Ostholstein © Sybille Rusch Foto: Sybille Rusch
Bei einer kleinen Rast am Wegesrand können Wanderer Kraft tanken.
Bild befindet sich im o.g. Link.

Wer lieber zu Fuß die Landschaft entdeckt, kann sich auf insgesamt 270 Kilometern ausgeschilderter Wander- und Spazierwege bewegen.
27 Rundwege durch den Naturpark und ein Fernwanderweg führen zu Naturschutzgebieten, Sehenswürdigkeiten und Aussichtspunkten.
Tipps für verschiedene Tagestouren sowie für eine mehrtägige Wanderung gibt die Tourismuszentrale Holsteinische Schweiz.

In Karlshof bei Wangels lässt sich auf einem kleinen privaten Rastplatz verschnaufen - und bei Kaltgetränken oder einem Kaffee die Aussicht über die weiten Felder genießen.

Paddeln auf Flüssen und Seen
Ebenfalls lohnt es, die Landschaft vom Wasser aus zu entdecken, etwa auf dem 55 Kilometer langen Schwentine-Wasserwanderweg oder bei Touren auf dem Plöner See oder anderen Gewässern der Region.
Auf eintägigen Kanutouren oder mehrtägigen Wasserwanderungen geht es vorbei an Eisvogel, Seeadler und üppiger Vegetation.
Der Naturpark informiert über die Paddeltouren, Verleihstationen von Kanus, Kajaks und SUP-Boards sowie Rastplätze.

Tier- und Pflanzenwelt erleben
Auf der Schwentine spiegeln sich die Wolken. © NDR Foto: Dirk Baumann
Die Holsteinische Schweiz lässt sich auch vom Wasser aus entdecken, etwa auf der Schwentine.
Bild befindet sich im o.g. Link.

Rund 15 Prozent des Naturparks bestehen aus Wäldern - damit ist die Region eine der waldreichsten Schleswig-Holsteins.
Lohnend vor allem für Familien mit Kindern ist ein Besuch im Erlebniswald Trappenkamp.
Dort erfahren sie in Waldhaus, Wildgehege und verschiedenen Erlebnisbereichen mehr über die heimische Tier- und Pflanzenwelt.
Der Naturpark bietet für Kinder und Erwachsene zahlreiche Veranstaltungen, um die Holsteinische Schweiz zu erleben, so etwa Waldbaden, Fossilien sammeln, eine Steinkauz-Wanderung oder Fledermaus-Safari.

Die Bräutigamseiche im Dodauer Forst
Die Bräutigamseiche im Dodauer Forst. © imago images/blickwinkel Foto: C. Kaiser
Um an das Astloch - den "Briefkasten" der Bräutigamseiche - zu gelangen, muss man auf eine Leiter steigen.
Bild befindet sich im o.g. Link.

Einer der ältesten Bäume des Naturparks steht im Dodauer Forst bei Eutin.
Die 500 Jahre alte sogenannte Bräutigamseiche verdankt ihren Namen einer Hochzeit, die 1891 zu ihren Füßen stattfand.
Die Liebenden hatten vor der Heirat ein Astloch der Eiche als heimlichen Briefkasten genutzt, weil die Eltern zunächst gegen die Verbindung waren.
Wer mag, kann noch heute an die Eiche schreiben (Adresse: Bräutigamseiche, Dodauer Forst, 23701 Eutin) oder auch Briefe herausnehmen und so Brieffreunde oder sogar den Partner fürs Leben finden.
Ein Postbote stellt die Briefe an die Eiche zu und deponiert sie im Astloch.

Schlösser, Kurorte und Fledermäuse
Das Eutiner Schloß spiegelt sich im Wasser des Schloßgrabens. © Benito José Custodio Romero Foto: Benito José Custodio Romero
Das direkt am See gelegene Eutiner Schloss ist die bekannteste Sehenswürdigkeit der Stadt.
Bild befindet sich im o.g. Link.

Lohnende Ausflugsziele in der Holsteinischen Schweiz sind auch die hübschen Städte der Region:
So locken Preetz, Eutin und Plön mit ihren Altstädten und Schlössern und die Kurorte Bad Malente und Bad Segeberg mit einem breiten Angebot von Kureinrichtungen.
Bad Segeberg ist zudem im Sommer Schauplatz der Karl-May-Festspiele - vor allem für Familien mit Kindern ein lohnendes Ausflugsziel.
Sie finden im Kalkbergstadion statt.
Auch die andere Seite des Kalkbergs ist von Interesse:
Dort befindet sich die Kalkberghöhle, die als größtes Fledermaus-Winterquartier Nordeuropas gilt.
Im nebenan gelegenen Fledermauszentrum Noctalis erfahren Besucher mehr über die faszinierenden Säugetiere.

Bungsberg - der höchste Berg im Land
Eine schöne Sicht über die Landschaft bietet der Bungsberg bei Schönwalde im Kreis Ostholstein, mit 167 Metern die höchste Erhebung Schleswig-Holsteins.
Auf dem Berg steht ein Fernmeldeturm aus den 70er-Jahren mit öffentlicher Aussichtsplattform, die nur über Treppen zu erreichen ist.
Sie ist täglich von 9 bis 19 Uhr kostenlos begehbar und bietet einen weiten Blick über den Naturpark Holsteinische Schweiz. Fällt im Winter ausreichend Schnee, wird der Bungsberg als Rodel- und Skihang genutzt.

Was ist ein Naturpark?
Naturparks sind Landschaften, die sowohl Kulturlandschaften - also von Menschen geprägte Zonen - als auch Naturlandschaften enthalten können.
Häufig handelt es sich um naturnahe Regionen, in denen eine landwirtschaftliche Nutzung erlaubt ist.
Naturparks stehen wegen ihrer Schönheit und Eigenart unter besonderem Schutz.
Sie sollen als Erholungsgebiet dienen, deshalb wird dort besonderer Wert auf eine naturverträgliche Entwicklung gelegt.
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Re: Schleswig-Holstein früher und heute

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Preetz: Hinter den Fassaden ein Stück Finnland
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 01.09.2018 07:00 Uhr
Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... tz226.html

preetz216_v-vierspaltig.jpg
preetz216_v-vierspaltig.jpg (79.23 KiB) 601 mal betrachtet
BILD und TEXT-KOPIE:


Bilder von früher im Vergleich mit Fotos von heute - möglichst aufgenommen von exakt derselben Position: Das ist das zentrale Element der Serie "Schleswig-Holstein früher und heute". So wollen wir den Wandel der Städte im nördlichsten Bundesland dokumentieren. NDR Autoren tauchen in die Stadtarchive ein. Dabei fördern sie persönliche Geschichten und historische Aufnahmen zu Tage, die teilweise in großem Kontrast zur Gegenwart stehen. Ein interaktiver Foto-Vergleich macht das besonders deutlich.

von Daniel Kummetz

Ein See liegt fast vor der Haustür, zum Bahnhof und in die Innenstadt dauert es zu Fuß nur zehn bis fünfzehn Minuten - es gibt große Keller, Gärten und Dachböden:
Die Häuser in Preetz (Kreis Plön) zwischen Thomas-Mann-Straße und Wilhelm-Raabe-Straße sind attraktiv.
Wenn sie angeboten werden, finden sich schnell Interessenten.
Nach einem in die Jahre gekommenen Notquartier sieht es hier nicht aus.
Und doch waren die etwa 60 Doppelhäuser der sogenannten Finnenhaussiedlung in der Nähe des Postsees während des Zweiten Weltkriegs genau das.

Noch bis in die 1950er-Jahre sahen die Finnenhäuser in Preetz - wie hier am Klaus-Groth-Platz und in der Reuterstraße - von außen sehr ähnlich aus.
Es fehlte den Bewohnern am Geld für Umbauten.
(Mit dem Schieberegler auf diesem und den weiteren Bildern können Sie das Preetz von früher und heute vergleichen. Verschieben Sie den Regler einfach mit der Maus oder dem Finger auf Smartphone und Tablet.)

Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Fertighäuser gegen Munition
"Die Häuser sind im Krieg als Möglichkeit gebaut worden, die ausgebombten Kieler Werftarbeiter unterzubringen", erzählt der Preetzer Historiker und ehrenamtliche Stadtarchivar Peter Pauselius.
Kiel liegt rund 20 Kilometer von Preetz entfernt.
In dem von ihm verwalteten Schatz lokaler Erinnerungen finden sich einige Aufnahmen von diesem besonderen Teil seiner Heimatstadt.
Die Häuser waren Ergebnis eines Deals zwischen Nazi-Deutschland und Finnland: Die Finnen lieferten im Gegenzug für Munition Fertighäuser aus Holz.
Die nationalsozialistsche Regierung unter Adolf Hitler ließ sie für die strategisch wichtigen Arbeiter an Orten mit Bahn-Direktverbindung nach Kiel errichten.
Das geschah nicht nur in Preetz, sondern etwa auch in Bordesholm, Flintbek (beide Kreis Rendsburg-Eckernförde) und dem Neumünsteraner Stadtteil Einfeld. Aufgebaut wurden sie auch von Zwangsarbeitern.

Der Blick von der Bahnhofstraße hinunter zum Preetzer Marktplatz. 1865, ein Jahr nach der Eröffnung der Bahnstation, liegt diese noch im Grünen.
Heute ist sie dicht bebaut.

Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Kulisse für Zarah-Leander-Film
"Das waren ganz normale Holzhäuser mit einer Klöntür als Eingang", erzählt Pauselius.
"Da konnte man sich hineinstellen, die obere Klappe öffnen, um sich mit Nachbarn zu unterhalten."
In jeder Haushälfte gab es vier Zimmer.
Auf Fotos aus den 50er-Jahren ist noch zu sehen, dass es sich um eine Holzhaussiedlung handelt.
Der Finnland-Flair überzeugte damals auch Filmproduzenten:
Eine kleine Szene des Zarah-Leander-Films "Ave Maria", der in Finnland spielt, wurde in Preetz gedreht.
Das würde heute nicht mehr funktionieren:
In mancher Straße ist jedes zweite Haus verklinkert, die Hinweise auf die Geschichte dieser Siedlung liegen im Verborgenen, verschwinden hinter der Fassade.
Es sieht aus wie in einer Nachkriegssiedlung.

In den 1950er-Jahren gab es auf dem Markt in Preetz noch ein Hotel (rechts). Heute steht an dieser Stelle ein Supermarkt.

Bild "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Zwölf Menschen in vier Zimmern
Christa Riecken und ihre Tochter Gabriele Behnke. © Daniel Kummetz/NDR Foto: Daniel Kummetz
Christa Riecken (l.) zog 1943 in ein Finnenhaus ein.
IhrBild befindet sich im o.g. Link !e Tochter Gabriele Behnke wurde in der Siedlung geboren und lebt heute dort.

Christa Riecken zog als Kind 1943 in so eine Holzhaushälfte ein - mit ihren Eltern, sechs Geschwistern und Großmutter in vier Zimmern.
Ihr Vater arbeitete auf einer Kieler Werft.
Die Familie war froh über die neue Bleibe.
"Man war ein bisschen vom Krieg weg", sagt sie.
"Wir haben vorher in Kiel gelebt, da ist man schon aufgestanden, wenn nur eine Sirene ging, und ist in den Bunker gegangen."
In Preetz habe ihr Vater dann nur kontrolliert, ob nicht zufällig auf dem Rückflug von Kiel ein Flugzeug Bomben über der Siedlung abgeworfen hatte.

Riecken wird in der Siedlung das erste Mal Mutter, auch ihr Mann lebt später in dem Finnenhaus.
Insgesamt sind sie dann dort zu zwölft.
Anfang der 1950er zieht sie in die Obergeschoss-Wohnung am Hebbelplatz 6 - auch ein Finnenhaus.
In den 1960ern, ihr drittes Kind ist gerade auf die Welt gekommen, übernimmt sie auch das Erdgeschoss.

"Man muss Geld in die Hand nehmen"
Da beginnen auch die Veränderungen im Haus.
"Wir haben die Wände rausgenommen", erinnert sich Riecken.
Aus den zwei Räumen im Erdgeschoss wird einer - ein Wohn- und Esszimmer.
In den 1960ern verschwindet auch nach und nach die Holzhaus-Optik.
Erst versuchen die Rieckens mit Platten ein bessere Isolierung hinzubekommen.
Denn im Originalzustand waren die Häuser nur mit Pappe gedämmt.
"Die Witterung hat diesen Platten aber auch immer zugesetzt, dann haben wir Nägel mit Köpfen gemacht und eine Mauer vorgesetzt", erinnert sich Riecken.
Als 1993 ihre Tochter Gabriele Behnke das Haus mit ihrer Familie übernimmt, setzt sie die Modernisierungsarbeiten fort.
"Wer ein Finnenhaus kauft, muss erstmal ein bisschen Geld in die Hand nehmen", erzählt Behnke.

Das Haus ist nun komplett verklinkert und auch im Obergeschoss ändert sich was:
Behnke erneuert die Treppe, eine Küche wird zum Bad, Winkel verschwinden aus einem Zimmer, ein Giebel kommt hinzu.
"Man muss eben immer was machen", sagt Behnke.
Die Ideen kämen zum Teil von den Nachbarn.
"Irgendeiner fängt an in der Finnenhaussiedlung und schwuppdiwupp ziehen ganz viele nach."

"Das alte Holzhaus knackt auch mal"
Anfangs geschehen diese Arbeiten ohne Auflagen.
"Hier in der Siedlung hat ja jeder das, was er will", sagt Behnke.
Inzwischen gibt es ein festes Regelwerk.
Verklinkern gehe nun nicht mehr, bedauert Behnke.
Die Stadt will den Charme der Siedlung erhalten.
"Einige haben wirklich Finnenhäuser, bei denen man nicht mehr sieht, dass es ein Finnenhaus ist", findet Behnke.
Vor dem Haus am Hebbelplatz steht allerdings auch wieder ein Gerüst.
"Das ist unsere letzte große Baustelle: Ein isoliertes Dach", sagt sie.
Alles andere sei eigentlich schon abgedichtet.
Doch hundertprozentigen Erfolg gebe es nicht:
"Je nachdem welchen Wind man hat, zieht es noch durch die eine oder andere Steckdose", berichtet Behnke.
"Es ist halt ein altes Holzhaus. Das knackt auch mal."

Der Blick vom Cathrinplatz auf die Stadtkirche:
Was noch in den 1960ern eine Wiese war, ist heute Veranstaltungs- und vor allem Parkplatz.

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Re: Schleswig-Holstein früher und heute

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Wie eine Straße Quickborn prägte und zerschnitt
Ein NDR-Beitrag-Geschichte, Stand: 20.07.2019 06:00 Uhr

Quelle: https://www.ndr.de/geschichte/schauplae ... rn286.html

quickborn266_v-vierspaltig.jpg
quickborn266_v-vierspaltig.jpg (65.99 KiB) 439 mal betrachtet
BILD und TEXT-KOPIE:

Bilder von früher im Vergleich mit Fotos von heute - möglichst aufgenommen von exakt derselben Position: Das ist das zentrale Element der Serie "Schleswig-Holstein früher und heute". So wollen wir den Wandel der Städte im nördlichsten Bundesland dokumentieren. Ein interaktiver Foto-Vergleich macht das besonders deutlich.

von Corinna Below

Bodo Schmidt sitzt in der Geschichtswerkstatt in Quickborn und holt ein altes Foto aus einer weißen Kiste. © NDR Foto: Corinna Below
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Bodo Schmidt hat seine Kindheit an und auf der Kieler Straße in Quickborn verbracht.
Ein Sonntagmorgen an der Kieler Straße in Quickborn im Kreis Pinneberg. Kaum Verkehr. Eine Seltenheit. "So wie jetzt war es, als ich hierher gezogen bin, 1943. Da war ich fünf Jahre alt. Kaum Autos. Wir konnten damals auf der Straße spielen", erzählt Bodo Schmidt. Er ist ein Quickborner Urgestein, leidenschaftlicher Ahnenforscher und Mitglied in der Geschichtswerkstatt der Volkshochschule der Stadt. Treibball hätten sie damals gespielt, erinnert er sich: "Das spielt man mit einem tennisballgroßen Ball. Den musste die Gegenmannschaft fangen und je nachdem, wo der gelandet ist, konnte man als Mannschaft vorrücken."

Kindheit auf der Kieler Straße. Und doch hat Schmidt wenig dort gehalten. Er ist inzwischen längst weggezogen.

BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Im Vordergrund links das Haus Kobus, etwa 1929, ein Herrenausstatter. 1912 hatte es der Textilhändler Waldemar Kobus bauen lassen. Jeder hat dort eingekauft, Konfirmations- und Hochzeitsanzüge. Damals kam niemand auf die Idee nach Hamburg zu fahren, um Kleidung zu kaufen. Die Geschäftsleute von Quickborn wussten, von wem sie leben. Wo man kaufte, wurde man persönlich begrüßt. Der Ort war klein, jeder kannte jeden. Heute befindet sich in dem Haus die Volksbank. Die Kieler Straße ist deutlich gewachsen. (Mit dem Schieberegler auf diesem und den weiteren Bildern können Sie das Quickborn von früher und heute vergleichen. Verschieben Sie den Regler einfach mit der Maus oder dem Finger auf Smartphone und Tablet.)

Irgendwann kam das Grundrauschen von Autos und Lkw
Zwei Jahrzehnte hat Schmidt an der Kieler Straße gelebt. Sie wurde mehr und mehr zur Verkehrsader. Irgendwann stellte sich dieses monotone Grundrauschen durch die vielen Autos und Lkw ein, das die Anwohner bis heute begleitet. Als Bodo Schmidt mit seinen Freunden noch Treibball auf der Straße spielte, war das anders. Die Kieler Straße war mit Kleinpflaster gepflastert, teilweise Basalt, teilweise Granit. "Wenn es regnete, dann schlitterten die Autos und lagen quer", sagt Schmidt. Er lacht dabei.

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Noch gibt es mehr Radfahrer als Autos zu sehen: Die Postkarte von 1950 zeigt den wirtschaftlichen Neuanfang nach dem Zweiten Weltkrieg an der Kieler Straße. Im Quickborner Möbelhaus Hans Iden hat Bodo Schmidt kurz nach seiner Lehre zum Tischler gearbeitet. Mit Auto und Anhänger hat er Möbel beim Kunden ausgeliefert. Dort wo das Möbelhaus stand, wird heute eine Spielhalle betrieben.

Der Bau der königlichen Chaussee 1832 verändert Quickborn
Die Autofahrer werden diesen Zustand wohl weniger witzig gefunden haben. Und doch war das Pflaster etwas, von dem man 1832 nur hatte träumen können. Damals ließ der dänische König, Herrscher bis an die Grenze Hamburgs, die Chaussee Altona-Kiel bauen, um schneller von A nach B zu kommen.

Zunächst war sie nur leicht befestigt für Pferdekutschen, Flaneure, spielende Kinder und Radfahrer. Schon damals zog der Bau der Straße den ersten wirtschaftlichen Aufschwung Quickborns nach sich. Mehr und mehr Geschäftsleute siedelten sich an.
BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Auch der Buchdrucker Christian Friedrich "Fritz" Dannenmann siedelte sich in der Kieler Straße an. Später wurde er erster Vertreter einer Zeitung (Quickborner Tageblatt 1903 und Quickborn-Hasloher Tageblatt). Diese Postkarte von 1904 zeigt aber auch das benachbarte Geschäft des Textilhändlers Dannenmann. Der verkaufte Berufsbekleidung, Gardinen, Bettenwäsche, Mützen, Flaggen und besorgte alles aus Textil, was die Quickborner so brauchten. Heute steht auf diesem Grundstück ein Heimwerkermarkt.

An der Kieler Straße gab es alles zu kaufen, was man brauchte
Das hielt sich bis in die Zeit, als Bodo Schmidt nach Quickborn zog. Nach dem Zweiten Weltkrieg war die Straße Hauptgeschäftsstraße. Anwohner nannten sie abwechselnd Kieler Straße, Hauptstraße oder auch Kieler Chaussee. Hier gab es alles, was man brauchte. Einen Schlachter, einen Grünhöker, einen Juwelier. Bodo Schmidts Onkel hatte ein Weißwarengeschäft. Es gab ein Geschäft mit Bettwaren und Berufskleidung, daneben ein Papierwarengeschäft, in dem man auch täglich das "Quickborner Tageblatt" kaufen konnte.

Und an zentraler Stelle, gleich gegenüber der Kirche: Schmidt's Gasthof. Dieser hatte vor Bodo Schmidts Zeit über Generationen seinen Vorfahren gehört. "Da sind wir oft gewesen, vom Schützenverein aus. Nach dem Training. Da gab es immer leckere Frikadellen. Die kamen warm aus der Küche."

BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Diese Postkarte stammt aus den 1960er-Jahren. Sie zeigt Schmidt's Gasthof, der damals bereits nicht mehr im Besitz der Vorfahren von Bodo Schmidt war. Sein Ur-Ur-Großvater hatte mit einer Gastwirtschaft in seinem Bauernhof Anfang des 19. Jahrhunderts angefangen.

Bald nach dem Krieg: Zu viel Verkehr, zu gefährlich für Kinder
Diese Gemütlichkeit gibt es hier so schon lange nicht mehr. Alles vorbei. Das habe sich angekündigt, sagt Schmidt. Als er 1949 mit seinen Eltern in Hausnummer 133 umzog, war es mit dem Spielen auf der Kieler Straße schon vorbei. Wegen des Wirtschaftswunders. Zu viel Verkehr, zu gefährlich. "Da gingen wir dann eher in der Feldmark spielen."

Asphalt kam in den 1960er-Jahren dazu. "Da wurden alle Bäume, die an der Straße standen, runtergeholt. Da wurde die Straße verbreitert und begradigt. Danach war die Kieler Straße keine ruhige Wohnstraße mehr", findet Schmidt. Funktionalität ging vor Atmosphäre.

BILD "FRÜHER und HEUTE" befindet sich im o.g. Link !

Ein beliebtes Postkartenmotiv waren die Gasthöfe im Ort. Einer der ältesten ist der Schützenhof am Ortseingang von Süden kommend, ein beliebter Treffpunkt für Ausflügler aus Hamburg und Altona (Postkarte von 1899). Hier traf man sich zu Kaffee und Kuchen. Um die Jahrhundertwende fanden hier Radrennen statt. Der Schützenhof beherbergte später eine Autowerkstatt. Der Abriss folgte 1970. Das Grundstück wurde neu bebaut, was man heute wegen der Hecken und Bäume von der Kieler Straße aus gar nicht mehr sehen kann.

Wenn Lkw vorbeifahren, wackeln die Wände
Bis 1965 lebte Bodo Schmidt an der Kieler Straße. "Ich habe über die Jahre erlebt, wie sie mehr und mehr zu einer Verkehrsader wurde. Hier brettern Lkw durch. An die Geschwindigkeitsbegrenzung von 50 Kilometern in der Stunde hält sich hier niemand", sagt er und stockt kurz: "Daran hat sich noch nie jemand gehalten."

Er erzählt, dass sein Schlafzimmer damals zur Kieler Straße rausging. "Da haben die Wände gewackelt, wenn Lkw vorbeifuhren." Schlafen habe er trotzdem können. "Man gewöhnt sich an alles."

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Der Gerber Johann Friedrich der II. Schmidt ließ 1906 dieses Haus bauen. Es war eine Sensation im Ort. Das modernste Haus der Stadt mit Zentralheizung, Wasserklosett und elektrischem Licht. Dieser Mann setzte Maßstäbe in Quickborn. Seinen Strom erzeugte er selbst - und zwar mit einer Dampfmaschine. Zunächst nur für seine Gerberei und das Wohnhaus, später dann sogar für ganz Quickborn. Heute beherbergt das Haus des Gerbers die Pinnau Apotheke.

Dann kam die A7 und es wurde ruhiger
Bodo Schmidts Mutter betrieb damals einen Gemüseladen im Haus. Sie lebte - so wie alle anderen Geschäftsinhaber an der Kieler Straße - von den durchfahrenden Skandinaviern, den Norwegern, Schweden und Dänen. "Ich musste dann immer übersetzen: Ich hatte ja schon Schulenglisch", sagt Schmidt. Der gesamte Nord-Süd-Verkehr ging damals über die B4, die Kieler Straße. Und Rast machten die Reisenden dann eben auch in Quickborn. Die Hoteliers profitierten.

Und so litten die Hotel- und Gaststättenbesitzer natürlich auch, als 1972 die A7 gebaut wurde, und der Durchgangsverkehr abrupt weniger wurde. Andere waren erleichtert. "Gott sei Dank, dass wir den Lärm los sind", hätten ihm Bekannte erzählt, sagt Schmidt. Er selbst war 1972 längst weg, hatte geheiratet und war zu Hause ausgezogen.

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Das Zentrum hatte sich bereits in den 1950er-Jahren von der Kieler Straße Richtung Bahnhof verlagert. 1951 wurde die östliche Bahnhofstraße gebaut, mit Arkadengeschäften und dem Kino "Capitol". Der Bahnhof war bereits 1912 gebaut worden. Dieses Gebäude ist dann 2006 abgerissen worden.

Die Kieler Straße soll bewohnerfreundlicher werden
Und heute? Die A7 wurde noch weiter ausgebaut. Die ehemalige königliche Chaussee ist längst eine Bundesstraße geworden. Sie hat die Stadt durchschnitten. Das ehemalige Zentrum ist keines mehr. Das befinde sich nun entlang der Bahnhofstraße. Die Verwaltung überlege jetzt, wie man die Kieler Straße wieder lebenswerter und schöner machen könne, sagt Schmidt. Bewohnerfreundlicher. Mit leichten Verkehrsberuhigungen, sodass die Autofahrer gezwungen sind, langsamer zu fahren. "Das finde ich in Ordnung", sagt Bodo Schmidt. "Es wird Zeit."


Hinweis der Redaktion: In einer früheren Version des Beitrags stand, dass die Postkarte, die Schmidt’s Gasthof zeigt, aus dem Jahr 1955 stammt. Das ist nicht korrekt, sie stammt aus den 60er Jahren. Wir haben die Passage korrigiert.
Viel zu spät begreifen viele die versäumten Lebensziele:
Freuden, Schönheit und Natur, Gesundheit, Reisen und Kultur.
Darum, Mensch, sei zeitig weise !
Höchste Zeit ist’s!
Reise, reise :D ... AN DIE KÜSTE

Wilhelm Busch, *15.04.1832, gest. 09.01.1908.
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